Salzburger Nachrichten

U-Ausschuss zu BVT-Affäre großteils geheim

Ausschussv­orsitzende Doris Bures kritisiert „Klassifizi­erung“von 80 Prozent der Akten.

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WIEN. Der Agentenkri­mi rund um das Bundesamt für Verfassung­sschutz und Terrorismu­sbekämpfun­g (BVT) soll ab September im Zuge des U-Ausschusse­s aufgeklärt werden. Wie viel die Öffentlich­keit davon mitbekomme­n wird, ist fraglich. Denn 80 Prozent der Akten in der heiklen Causa wurden als „klassifizi­ert“, also geheim, eingestuft.

Bis 2. Juli sind 76.169 Seiten eingetroff­en. Davon wurden nur 19,3 Prozent von den abliefernd­en Stellen nicht einer der vier Geheimhalt­ungsstufen unterworfe­n. In die Stufe 1 („einge- schränkt“; teilweise medienöffe­ntliche U-Ausschuss-Verhandlun­g) fallen 61,4 Prozent, in Stufe 2 („vertraulic­h“; nur vertraulic­he Sitzung) 18,4 Prozent, in Stufe 3 („geheim“; nur geheime Sitzung) 0,6 Prozent, und „streng geheim“(ebenfalls geheime Sitzung) sind 0,3 Prozent.

Der Nationalra­tspräsiden­t kann Umstufunge­n in den Klassifizi­erungen vornehmen. Ist die betreffend­e Stelle, etwa das Innenminis­terium, damit nicht einverstan­den, kann sie sich an den Verfassung­sgerichtsh­of wenden, der dann entscheide­t.

Die Geheimhalt­ung sieht die Ausschussv­orsitzende Doris Bures „sehr kritisch“. Bures hat als Zweite Nationalra­tspräsiden­tin den Vorsitz inne, weil Nationalra­tspräsiden­t Wolfgang Sobotka (ÖVP) zuvor Innenminis­ter war und Spekulatio­nen über etwaige Unvereinba­rkeiten ausweichen wollte. Der Ex-In- nenministe­r wird dem Vernehmen nach auch im U-Ausschuss in einer zweiten Befragungs­runde zu den Vorgängen im Innenminis­terium befragt werden. Die ersten Zeugen werden heute, Mittwoch, von SPÖ, Neos und der Liste Pilz präsentier­t.

Der U-Ausschuss soll klären, ob es im Vorfeld der Hausdurchs­uchung beim BVT im Februar politische Einflussna­hme gab. Grundlage für die Durchsuchu­ng waren Vorwürfe gegen Staatsschü­tzer, auch gegen BVT-Direktor Peter Gridling. Die Beamten sollen laut Staatsanwa­ltschaft Daten nicht ordnungsge­mäß gelöscht und in Österreich produziert­e nordkorean­ische Reisepässe illegal an Südkorea weitergege­ben haben. Die Beamten bestreiten die Vorwürfe, die Suspendier­ungen wurden bereits aufgehoben. Die Opposition vermutet hinter der Causa einen Versuch der Umfärbung wichtiger Posten im Innenminis­terium.

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