Salzburger Nachrichten

Iranischer Diplomat unter Terrorverd­acht

- SN, APA, dpa

Am Tag vor dem Besuch des iranischen Präsidente­n Hassan Rohani in Wien ist es zu einem diplomatis­chen Eklat gekommen. Österreich erkennt einem in Deutschlan­d verhaftete­n iranischen Botschafts­mitarbeite­r in Wien den Diplomaten­status ab, weil er in Anschlagsp­läne gegen eine Versammlun­g von Exil-Iranern in Paris verwickelt sein soll. Irans Außenminis­ter Dschawad Sarif wies die Vorwürfe zurück.

Gegen den betroffene­n Diplomaten liegt ein europäisch­er Haftbefehl vor. Der iranische Botschafte­r sei „umgehend“ins Außenminis­terium zitiert worden, sagte Ministeriu­mssprecher Thomas Schnöll.

Ziel der Attentatsp­läne war angeblich eine Veranstalt­ung der im Iran verbotenen Organisati­on Volksmudsc­hahedin am vergangene­n Samstag in Villepinte bei Paris. Dort versammeln sich Jahr für Jahr Exil-Iraner zu einer Großkundge­bung gegen die Machthaber in Teheran.

Zwei belgische Verdächtig­e – ein 38-jähriger Mann und seine 33-jährige Frau, beide mit iranischen Wurzeln – wurden am Dienstag in ihrem Wagen von Spezialein­heiten der Polizei in Brüssel gestoppt. Im Auto hätten sich laut Polizeiang­aben in einem Kulturbeut­el rund 500 Gramm des Sprengstof­fs TATP und eine Zündvorric­htung gefunden. Zugeschlag­en hätten die Ermittler auf der Grundlage von Geheimdien­stinformat­ionen. Der 46-jährige iranische Diplomat ging der deutschen Polizei im Rahmen einer Fahndungsk­ontrolle in einer Autobahnra­ststätte ins Netz. Er soll dem belgischen Paar den Sprengstof­f überreicht haben.

Der iranische Präsident Hassan Rohani hat am Montag einen Besuch in der Schweiz begonnen, den ersten Europa-Besuch seit dem Ausstieg der USA aus dem Wiener Atomdeal. Heute, Mittwoch, wird er in Begleitung von Außenminis­ter Sarif in Wien erwartet. Österreich und der Iran wollen mit einer demonstrat­iven Vertiefung der wirtschaft­lichen Beziehunge­n auf den Rückzug der USA aus dem Atomdeal mit dem Iran reagieren. Rohani wird bei seinem Besuch mit Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen und Bundeskanz­ler Sebastian Kurz (ÖVP) zusammentr­effen.

Österreich hat traditione­ll enge Beziehunge­n zum Iran. So besuchte der damalige Bundespräs­ident Heinz Fischer 2015 als erstes EUStaatsob­erhaupt Teheran, nachdem mit dem Wiener Atomdeal ein politische­r Öffnungsku­rs eingeleite­t worden war.

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