Salzburger Nachrichten

Die Jugend tanzt am Salzburgri­ng zu Techno-Legenden

Das Festival Electric Love geht in seine sechste Auflage. Aktuelle Chartstürm­er treffen auf Clubgötter der Rave-Ära.

- Festival: Electric Love, 5. bis 7. Juli, Salzburgri­ng.

Die 90er waren bunt. Und Techno eine Bewegung. Also bewegten sich junge Menschen in bunten Klamotten zu harter, schneller elektronis­cher Musik bis weit in den nächsten Morgen hinein. DJ Rush aus Chicago war einer jener, die den Soundtrack zum Wachbleibe­n mitprägten. „Schranz“nannte sich der ruppige Stil, der mit 140 Beats pro Minute aufwärts durch einschlägi­ge Clubs wie den Tresor in Berlin oder das Ultraschal­l in München bretterte.

Das Rave-Zeitalter ist längst Geschichte, ebenso wie die Love Parade in Berlin und ihre Ableger in Wien oder Salzburg. Die Jugend hört EDM und tanzt bei Electric Love am Salzburgri­ng zwischen Koppl und Plainfeld. 2013 hat Manuel Reifenauer gemeinsam mit Tim Moser und Thomas Priewasser das Festival ins Leben gerufen. Der erste Hauptact trug den Namen David Guetta, 60.000 Besucher kamen zur Premiere. „Das war von uns ganz bewusst geplant, als größter möglicher Star. Damit sah die Szene, was wir leisten. Guetta brau- chen wir heute gar nicht mehr“, erzählt der Festivalch­ef.

Die Zahlen belegen das: Im Vorjahr strömten insgesamt 181.500 Besucher zum Electric Love. Bei der sechsten Auflage erlebt die Festivalge­meinde ab morgen, Donnerstag, bis Samstag 120 Artists auf fünf Bühnen, darunter DJ Rush, mittlerwei­le knapp 50 und damit Legende. „Das Festival hat den Anspruch, alle Facetten der elektronis­chen Musik abzubilden. Da gehört Techno dazu“, erläutert Reifenauer. „Und DJ Rush ist ein cooler Klassiker.“Ebenso wie der Kanadier Tiga, der mit „Sunglasses at Night“bereits 2001 einen Clubhit schuf. Damals waren viele Electric-Love-Besucher noch nicht einmal geboren.

Auf der Hauptbühne bilden die beiden Techno-Legenden und ihr harter Sound eher die Ausnahme. Wer dort vor Tausenden auflegt, sollte sowohl formatradi­o- als auch bühnentaug­lich sein. „Leute wie The Chainsmoke­rs“, erläutert Reifenauer. „Deren Songs kennt man aus dem Radio und sie haben eine tolle Bühnenshow.“Das US-Duo kann dank einer Kollaborat­ion mit Coldplay einen Welthit vorweisen. „Something Just Like This“, 1,2 Milliarden YouTube-Klicks, keine Fragen mehr. Am Donnerstag beehren The Chainsmoke­rs als erster Headliner das Festival.

Das Finale in der Nacht auf Sonntag bestreiten der tortenwerf­ende Discjockey Steve Aoki aus Florida und sein All-Star-Trio 3 are Legend mit Dimitri Vegas & Like Mike. „Für uns ist es schwierig, einzigarti­g zu sein. Insofern versuchen wir, mit solchen Kombinatio­nen zu punkten. Die spielen selten DJ-Sets zu dritt“, sagt der Veranstalt­er.

Eine weitere Herausford­erung für die Festivalma­cher sei die Entwicklun­g vieler kommerziel­l erfolgreic­her DJs zu Popstars. Viele ganz große Namen spielen mittlerwei­le in Stadien und großen Hallen Einzelshow­s. Chart-Erfahrung haben die Headliner am Salzburgri­ng allemal – wie der Berliner DJ Alle Farben, Armin van Buuren oder Marshmello. Der Künstler mit der charakteri­stischen Maske hat das Electric Love bereits 2017 beehrt, sein Stil tendiert eher in die entschleun­igte Trap-Richtung. „Unsere Vision ist ein großes Wimmelbild“, sagt Reifenauer über den Stilmix zwischen Dubstep, EDM, House und Drum ’n’ Bass.

Über den teuersten DJ des diesjährig­en Festivals schweigt sich Reifenauer aus. Nur so viel, meint er: „Zwei Einfamilie­nhäuser im Flachgau.“Sein eigenes würde der 32Jährige übrigens für jene Helden seiner Jugend verkaufen, die er noch nicht an den Salzburgri­ng holen konnte: Daft Punk.

Dort schließt sich wiederum ein Kreis: Denn auf dem legendären Debütalbum „Homework“listeten die beiden Franzosen 1996 ihre eigenen Helden der Reihe nach auf. An vorderster Stelle: DJ Rush.

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BILD: SN/APA/DPA Textberge in Klagenfurt.
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BILD: SN/ELF/TOBIAS STOFFELS Marshmello spielte bereits 2017 bei Electric Love.

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