Und sie bewegen sich doch
Kunstvollen Filmbildern, die nicht in die kommerzielle Kinowelt passen, wurde schon oft ein Ende prophezeit. In Salzburg beweist ein Filmkulturzentrum seit 40 Jahren das Gegenteil.
So ein Jubiläum auszurichten klingt einfacher, als es ist. 40 Filme wollten Renate Wurm und ihr Team zum 40. Geburtstag ihrer Institution zeigen. Schwierig sei es aber nicht nur gewesen, an Kopien und Lizenzen mancher Lieblingsfilme aus vier Jahrzehnten noch heranzukommen. Auch die inhaltliche Wahl habe Tücken gehabt: Als man sich nach ersten Vorwahlrunden auf eine Liste geeinigt habe, „standen immer noch 150 Filme drauf“.
Jetzt sind es nur noch 40: Mit einem Geburtstagfest beginnt am Freitag ein Jubiläumsprogramm, das „40 bewegte Jahre“mit bewegten Bildern illustriert: „Cinema Paradiso“darf da nicht fehlen, auch „Der Himmel über Berlin“, „Casablanca“oder „Pulp Fiction“müssen dabei sein.
Einen ausgefallenen Namen hat das Salzburger Filmkulturzentrum, das am 6. Juli 1978 im einstigen Lifka-Kino am Giselakai aufsperrte, nie gebraucht. Von Anfang an war es einfach „Das Kino“. Darin schwang ein Alleinstellungsmerkmal mit. Der bestimmte Artikel verlieh dem Anspruch des Gründers Günther Berauer und des ersten Leiters Michael Bilic Nachdruck, mehr zu sein als bloß „ein“Kino: Sie etablierten einen Ort für Filmkultur abseits des Mainstreams.
2017 übernahm Renate Wurm, seit 1992 für Presse und Programm zuständig, die Leitung. Der Anspruch ist ungebrochen hoch, die Rahmenbedingungen für Programmkinos haben sich stark verändert: erst durch große Kinoketten, dann durch Digitalisierung, jüngst durch Streaming-Anbieter.
„Im Moment ist es für viele Programmkinos schwierig, immer mehr sperren zu“, sagte Renate Wurm beim Pressegespräch am Dienstag. „Das Kino“feierte hingegen 2017 ein Hoch. Das liegt auch an einem Salzburger Regisseur. Nach Art des Hauses wird er nur mehr liebevoll „der Adrian“genannt, weil sein Name seit dem Vorjahr ohnehin ein Alleinstellungsmerkmal hat.
„Der Adrian hat im Vorjahr sehr viel bewegt“, sagte Wurm also. Der Film „Die beste aller Welten“von Adrian Goiginger lockte so viele Besucher, dass er nun sogar die Bestenliste aus vier Jahrzehnten anführt: Er rangiert vor „Indien“mit Josef Hader und Alfred Dorfer. Und er läuft weiter. „Demnächst werden wir die Marke von 19.000 Besuchern knacken“, erzählte Wurm.
Goiginger wiederum unterstrich die Bedeutung von Programmkinos in einer Filmlandschaft, in der kommerzieller Druck regiert. Als der Erfolg noch nicht zu erahnen gewesen sei, „wollten viele Kinos den Film nicht einmal ins Programm nehmen“. Umso wichtiger sei es, dass es Institutionen gebe, die „Filme noch aus Überzeugung spielen“.
Diese Überzeugung lobte auch LH-Stellvertreter Heinrich Schellhorn (Grüne): „Das Kino“sei ein Musterbeispiel dafür, dass Kultureinrichtungen funktionieren, wenn zwei Bedingungen erfüllt seien: Es brauche Enthusiasten, es brauche aber auch Geld, sagte Schellhorn und gab ein „klares Bekenntnis“zum „Das Kino“ab, das von Land und Stadt mit je 100.000 Euro subventioniert ist. Was das Kino vom Filmschauen auf dem Laptop unterscheidet? Wer Filme gemeinsam auf der Leinwand sehe, könne „Gespräche führen, Fragen stellen“, sagte Goiginger. 2,7 Millionen Zuschauer hätten dies seit 1978 im „Das Kino“getan, sagte Vorstand Thomas Steinmaurer. In 40 Jahren wurden 10.000 Filme gezeigt. Mit einer mobilen Leinwand und einer Außenstelle im „Oval“hat „Das Kino“seinen Radius noch erweitert. Auf der Wunschliste stehe aber weiter ein Spielort, an dem ein dritter Kinosaal Platz hätte, erläuterte Wurm. Zum nächsten Jubiläum könnten dann mehr als 50 Lieblingsfilme gezeigt werden.