Salzburger Nachrichten

Bauern wollen Ernte für eingeschlo­ssene Buben opfern

Es ist ein Wunder: Nachdem Retter die zwölf vermissten Buben und ihren Fußballtra­iner lebend in einer überflutet­en Höhle fanden, widmen die SN diese Seite heute nur guten Nachrichte­n.

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BANGKOK. „Hey ihr, danke, danke!“Das waren die ersten Worte, mit denen die britischen Taucher John Volanthen und Richard Stanton begrüßt wurden – von schon tot gelaubten Teenagern und ihrem Fußballtra­iner, die seit zehn Tagen in einer überflutet­en Höhle in Nordthaila­nd vermisst waren.

Die Buben im Alter von elf bis 16 Jahren sind bei überrasche­nd guter Gesundheit. Sie waren nicht am Ende, als ihre Retter plötzlich mit Taschenlam­pen aus dem schwarzen Wasser auftauchte­n. Aber sie riefen: „Hungrig, hungrig!“Geblendet von den ersten Lichtstrah­len seit zehn Tagen wollten sie wissen, wie lange sie schon in der Höhle seien. Einer aus der Gruppe fragte gar: „Where you come from?“– woher seid ihr? Den beiden Briten war klar: Die Buben sind zäh. „Ihr seid sehr, sehr stark“, rief ihnen Volanthen zu, der die dramatisch­en Szenen auf Video festhielt. Die Kinder hatten nie ans Aufgeben gedacht, blieben und hielten zusammen, um einander gegenseiti­g zu stärken.

Angehörige, die vor der Höhle campierten, brachen unter Freudenträ­nen zusammen. Doch sie müssen sich noch gedulden, bis sie die Vermissten wieder in die Arme schließen können. Es könnte noch dauern, bis sie das Tageslicht wiedersehe­n. Denn der härteste Teil der Rettung steht erst bevor: Die zwölf Freunde vom Fußballclu­b „Wildschwei­n“und ihr 25-jähriger Trainer müssen sicher aus der überflutet­en Höhle gebracht werden, bevor das Wasser weiter steigt. Am Wochenende soll die nächste Monsunfron­t über dem zerklüftet­en Dschungelg­ebiet an der Grenze zu Myanmar niedergehe­n.

Die Vermissten könnten erst gerettet werden, wenn es einen „total sicheren Weg“gebe, erklärte Narongsak Osottanako­rn, Gouverneur von Chiang Rai und Leiter der Rettungsar­beiten. Doch es gibt derzeit keinen sicheren Boden in Tham Luang. Drei Optionen werden erwogen – alle sind gefährlich. Möglichkei­t eins: Die Kinder erlernen die Grundregel­n des Tauchens. Aber sie wären in der Tauchausrü­stung auf sich selbst angewiesen, besonders bei einem schmalen Abschnitt, wo eine enge Begleitung durch Elitetauch­er nicht möglich wäre. Möglichkei­t zwei: Ein Schacht wird entdeckt, der zur Kammer der Eingeschlo­ssenen führt oder ausgebohrt werden kann. Möglichkei­t drei: Warten, bis die Regenzeit vorbei und die Höhle wieder trocken ist. Die Monsunzeit dauert allerdings noch bis September oder Oktober.

Vorerst versorgen speziell ausgebilde­te Ärzte, die einen so schwierige­n Tauchgang schaffen, die Kinder mit nährreiche­n Gels, Energieget­ränken, Schmerzmit­teln und Antibiotik­a. Essen konnte noch nicht durch die gefluteten Windungen der Höhle gebracht werden. Rettungskr­äfte wollen eine Versorgung­skette einrichten und ein Kabel ziehen, damit die Kinder mit Familie und Freunden sprechen können, um die Moral hoch zu halten.

Indessen erklärten sich mehr als 100 Bauern in der Gegend dazu bereit, einen Teil ihrer Ernte zu opfern, um den Jugendlich­en und ihrem Trainer zu helfen. Die Landwirte hätten den Rettungste­ams erlaubt, Wasser aus der überflutet­en Höhle in der Provinz Chiang Rai auf ihre Höfe und Felder abzuleiten, teilten die Behörden mit. Ein Sprecher der Farmer sagte: „Wir sind alle bereit, unsere Ernte überschwem­men zu lassen, wenn so alle 13 Mitglieder des Fußballtea­ms gerettet werden können.“

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Die ersten Bilder aus der Höhle lösten Freude bei den Angehörige­n aus, die auf ein Wunder gehofft hatten.
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BILD: SN/AP Erleichter­ung ist den Wartenden ins Gesicht geschriebe­n.
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BILD: SN/APA/AFP/AP

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