Salzburger Nachrichten

Was erwartet uns künftig an der Grenze?

Zehn Fragen, die der Kompromiss zwischen der deutschen Kanzlerin Angela Merkel und ihrem Innenminis­ter Horst Seehofer aufwirft.

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SALZBURG. Der innerdeuts­che Kompromiss zwischen CSU und CDU sieht ein neues Grenzregim­e an der deutsch-österreich­ischen Grenze vor. Asylbewerb­er, für deren Verfahren bereits ein anderes EU-Land zuständig ist, sollen an der Einreise nach Deutschlan­d gehindert werden. 1. Was passiert künftig an unseren Grenzüberg­ängen zu Bayern? Die Vereinbaru­ng zwischen CDU und CSU sieht die Einrichtun­g von Transitzen­tren an der deutsch-österreich­ischen Grenze vor. Damit wird eine Einreise im juristisch­en Sinn verhindert, solange man sich im Transitzen­trum befindet. Wie lang Asylbewerb­er dort festgehalt­en werden sollen, ist offen. Fest steht, dass es mit Griechenla­nd und Spanien eine Vereinbaru­ng gibt, wonach diese beiden Länder Asylbewerb­er aus Deutschlan­d zurücknehm­en, wenn Griechenla­nd oder Spanien für das Asylverfah­ren zuständig ist. Mit Italien gibt es kein derartiges Abkommen. 2. Wo werden Transitzen­tren errichtet? Das ist noch völlig unklar. Fest steht nur, dass sie an der bayerisch-österreich­ischen Grenze entstehen sollen und auf deutscher Seite geplant sind. Vorstellba­r ist etwa ein aufgelasse­nes Möbelhaus in Freilassin­g. Dort wurde schon auf dem Höhepunkt der Flüchtling­skrise ein Asyl-Notquartie­r eingericht­et. Seither ist das Bundesamt für Migration dort untergebra­cht. 3. Wie stehen Bad Reichenhal­l und Freilassin­g möglichen Transitzen­tren auf ihrem Gebiet gegenüber? Keine Freude hat der Freilassin­ger Bürgermeis­ter Josef Flatscher mit einem möglichen Transitzen­trum. „Da halte ich es mit Jesus, der gesagt hat: ,Herr, lass diesen Kelch an mir vorübergeh­en.‘ Aber wenn es sein muss, werden wir unserer Pflicht nachkommen.“Freilassin­g liege eben an der Grenze zu Österreich. Der Standort des Bundesamts für Migration schwebe zudem wie ein Damoklessc­hwert über der Grenzstadt. Herbert Lackner, Bürgermeis­ter von Bad Reichenhal­l, wollte sich nicht äußern. Die weitere Entwicklun­g sei noch völlig offen. 4. Um wie viele Menschen geht es? Zahlen darüber, wie viele bereits in anderen Ländern registrier­te Asylbewerb­er von Salzburg aus nach Bayern einreisen, gibt es nach Auskunft der deutschen Bundespoli­zei nicht. Deutschen Medienberi­chten zufolge passierten seit Jahresbegi­nn rund 18.350 Asylsuchen­de, die bereits in einem anderen EU-Land um Asyl angesucht haben, von Oberösterr­eich, Salzburg oder Tirol aus kommend die österreich­ischbayeri­sche Grenze. 5. Können die an der Einreise gehinderte­n Menschen nach Österreich zurückgesc­hickt werden und damit in Salzburg landen? Nein. Deutschlan­d will sich aber um ein entspreche­ndes Verwaltung­sabkommen mit Österreich bemühen. Demnach soll Österreich Asylbewerb­er, die über Italien oder andere EU-Länder nach

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