Salzburger Nachrichten

Allerletzt­e Gedanken

- 5023 Salzburg

Die Kinder sind weg. Nachdem an einem Wochenende in einem meiner Räume der Putz rechtzeiti­g von der Decke fiel, konnte man sie am Montag nicht mehr zu mir lassen und hat sie ohne viel Gemuckse der Eltern schnell alle 300 auf andere Schulen verteilt.

Aber ganz von Anfang an: Mein Ende stand fest, als sie beschlosse­n, mich und meinen Nachbarn, das Vereinshei­m, zu killen und so einen ganzen Stadtteil von Salzburg grundlegen­d zu verändern. Man sägte alle Bäume um und trieb den Buntspecht, der bisher in einem von ihnen wohnte, zur Verzweiflu­ng. In seiner Not hackte er Löcher in zwei Nachbarhäu­ser und wurde, wie konnte es anders sein, wieder vertrieben. So ähnlich erging es Jakob der Krähe, die in meiner Nähe und der engen Umgebung Wohnrecht hatte. Im Frühling zeigte er uns häufig seine ganze Familie. Gott sei Dank schafften es die geliebten Mauersegle­r, die unter meinem Norddach brüteten, ihre Jungen in die Luft zu kriegen, kurz bevor jetzt angefangen wurde, die Fenster unter ihnen schon mal herauszure­ißen. Nicht weit von mir steht schon das neue Glasschulh­aus (Entschuldi­gung: Campus) mit dem Charme einer Parkgarage. Am Ende grüße ich meine Geschwiste­r, die Architekt-Geppert-Schulhäuse­r in Bischofsho­fen und Ramingstei­n, wünsche ihnen keinen Exodus, wie er mich traf.

Natürlich denke ich an alle Buben und Mädchen, die unter meinem Dach lesen und schreiben lernten. Lebt alle wohl, euer altes Schulhaus in der Gnigl. i. V. Sieglinde Pamp Schreiben Sie uns!

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