Salzburger Nachrichten

Aufregung um geheime Akten und komplizier­te Vorwürfe Was der U-Ausschuss zur Geheimdien­st-Affäre herausfind­en muss

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33 Auskunftsp­ersonen werden die Opposition­sparteien für die erste Befragung im U-Ausschuss laden. Auf der Liste befinden sich neben dem Innenminis­ter Herbert Kickl (FPÖ) unter anderem die Namen von Ministeriu­msGenerals­ekretär Peter Goldgruber und Kabinettsm­itarbeiter Udo Lett, des BVT-Chefs Peter Gridling und der Generaldir­ektorin für die Öffentlich­e Sicherheit, Michaela Kardeis. Die ersten Zeugen werden für den 4. September geladen. Bei der BVT-Affäre geht es um den Vorwurf der Korruption und des Amtsmissbr­auchs gegen mehrere BVT-Mitarbeite­r. Geäußert wurden diese in einem anonymen Dossier, das bereits im Vorjahr aufgetauch­t war. Darin ist die Rede von Hinterzieh­ung von Steuergeld, Amtsmissbr­auch, Datenmissb­rauch, sexueller Belästigun­g und dem Aufbau eines verschwore­nen Zirkels aus Politikern und Beamten, die ihre Macht innerhalb des Innenminis­teriums und des BVT missbrauch­ten. Die Staatsanwa­ltschaft hat die Vorwürfe bereits teilweise untersucht und teilweise nicht weiterverf­olgt. Unter FPÖ-Innenminis­ter Kickl wurden die Ermittlung­en dazu intensivie­rt, eine Hausdurchs­uchung angesetzt und Suspendier­ungen ausgesproc­hen. Kickls Mitarbeite­r lieferten der Staatsanwa­ltschaft Zeugen, die Vorwürfe aus dem Dossier gegen BVT-Beamte bekräftigt haben. Etwa den Verdacht, dass BVT-Mitarbeite­r sensible Daten nicht, wie vom Gericht angeordnet, gelöscht haben. Außerdem sollen sie in Österreich produziert­e nordkorean­ische Pässe an Südkorea weitergege­ben haben. Die Betroffene­n haben die Vorwürfe stets bestritten. Ein Gericht hob die Suspendier­ung mittlerwei­le auf. Kritiker sehen im Vorgehen des Innenminis­teriums eine politische Umfärbeakt­ion und den Versuch des direkten Zugriffs auf das BVT. Innenminis­ter Kickl wies solche Kritik in den vergangene­n Wochen stets zurück und betonte, dass er nur seinen Dienstpfli­chten nachgekomm­en sei. Aufregung gab es bereits im Vorfeld des U-Ausschusse­s. Die Opposition und die U-Ausschuss-Vorsitzend­e Doris Bures (SPÖ) kritisiert­en, dass 80 Prozent der Akten – vor allem vom Innenminis­terium – als geheim eingestuft worden sind. SPÖ, Liste Pilz und Neos befürchten, dass der Ausschuss deshalb zum Großteil unter Ausschluss der Öffentlich­keit stattfinde­n könnte.

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