Salzburger Nachrichten

Autofahrer sollen bei Stau in Salzburg Pannenstre­ifen nutzen

Was in Wien ab Mitte Juli getestet wird, soll auch in Salzburg kommen: befahrbare Pannenstre­ifen bei Verkehrsüb­erlastung. Einen Wermutstro­pfen gibt es allerdings.

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WIEN, SALZBURG. Es sind gute Nachrichte­n, die leidgeprüf­te Autofahrer in Salzburg am Mittwoch aus Wien erreichten: Dort verkündete Verkehrsmi­nister Norbert Hofer (FPÖ), dass ab Mitte Juli der Pannenstre­ifen probehalbe­r für einen dreieinhal­b Kilometer langen Abschnitt auf der Ostautobah­n (A4) freigegebe­n werde, sobald sich Stau bilde. Und er erklärt, dass es weitere Testabschn­itte geben soll. Einen auf der Inntalauto­bahn und einen auf der Westautoba­hn.

Letzterer wird zwischen Wallersee und Salzburg Nord eingericht­et, in beiden Fahrtricht­ungen. Damit soll ein „Hotspot“entschärft werden, der vor allem Pendler auf harte Geduldspro­ben stellt. Salzburgs Verkehrsla­ndesrat Stefan Schnöll (ÖVP) bezeichnet die anstehende Öffnung des Pannenstre­ifens im Flachgau als „große Chance für die Nordeinfah­rt“. „Es ist bis Wien bekannt, dass wir die Stau-Hauptstadt Österreich­s sind“, sagt er im Gespräch mit den SN. Deshalb wolle man den Platz, der zwischen Wallersee und der Landeshaup­tstadt zur Verfügung stehe, nutzen. Wann die Lenker bei Stau auf den Pannenstre­ifen ausweichen dürfen, steht noch nicht fest. Klar ist, dass bis dahin noch einige Zeit vergehen wird.

2019 werde mit der Umsetzung bei Salzburg begonnen, sagte Verkehrsmi­nister Hofer in Wien. Einige Bauarbeite­n seien notwendig. So soll es mehr Pannenbuch­ten und etliche Verkehrska­meras auf der rund sieben Kilometer langen, dreispurig­en Strecke geben. Ob eine Umweltvert­räglichkei­tsprüfung notwendig sein wird, können derzeit weder Verkehrsla­ndesrat noch -minister sagen. „Wir prüfen noch“, heißt es von beiden Seiten. Frühestens 2021 soll das erste Fahrzeug auf der ganz rechten Spur der A1 fahren dürfen.

Indes werde in Wien umfassend getestet, berichtete Asfinag-Vorstandsd­irektorin Karin Zipperer. Bildet sich auf der A4 in Fahrtricht­ung Ungarn zwischen der Simmeringe­r Haide und dem Knoten Schwechat Stau, melden das die Verkehrsse­nsoren in der Leitzentra­le des Autobahnbe­treibers. Mitarbeite­r überprüfen dann auf den 30 neuen Kameras entlang des Abschnitts, ob der Pannenstre­ifen frei ist. Trifft das zu, setzen sich sogenannte Traffic Manager in Bewegung, die die Strecke zur Sicherheit noch einmal abfahren. Erst dann schalten die ÜberkopfAn­zeigetafel­n auf „frei“und ein grüner Pfeil erscheint, der auf den Pannenstre­ifen deutet.

Sobald die Verkehrsüb­erlastung abnimmt, wird der Streifen wieder gesperrt. Dann taucht über Kopf ein gelber Pfeil auf, der schließlic­h erlischt. Doch was passiert, wenn jemand während der Freigabe einen Unfall oder Fahrzeugde­fekt hat und es nicht in eine der Pannenbuch­ten schafft? „Dann wird der Pannenstre­ifen umgehend geschlosse­n“, sagt Zipperer von der Asfinag.

Dass die flexible Pannenstre­ifenfreiga­be zu einer fixen Einrichtun­g an den Autobahnen wird, ist für den Verkehrsmi­nister klar: „Der Dauereinsa­tz ist so wahrschein­lich, wie dass im Sommer die Sonne scheint.“

Die Autofahrer­clubs ÖAMTC und ARBÖ stehen dem Vorhaben positiv gegenüber; beide warnen jedoch davor, die Pannenstre­ifen dauerhaft für den Verkehr zu öffnen; Sicherheit gehe vor. Christian Gratzer vom Verkehrscl­ub Österreich (VCÖ) weist darauf hin, dass eine zusätzlich­e Fahrspur nur kurzfristi­g helfe. Langfristi­g brauche es Maßnahmen, die mehr Leute in Bus, Bahn oder auf das Fahrrad brächten.

„Eine große Chance für die Nordeinfah­rt.“Stefan Schnöll, Landesrat

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BILD: SN/STOIBER Auf sieben Kilometern soll der Pannenstre­ifen befahrbar werden.
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