Salzburger Nachrichten

Kinder brauchen mehr Bewegungsr­aum

Pädagogen und Gesundheit­sexperten fordern mehr Rücksicht auf die Kinder bei der Gestaltung ihrer Räume. Ein überzogene­s Sicherheit­sdenken sei häufig hinderlich dafür, dass die Kinder ihre Umwelt entdecken könnten.

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Die Bedeutung des Raums als „dritter Pädagoge“werde häufig unterschät­zt. „Besonders im Außengelän­de liegen viele Entwicklun­gsund Lernpotenz­iale brach“, sagt Dieter Breithecke­r, Gesundheit­sund Bewegungsw­issenschaf­ter in Wiesbaden. Häufig beschränke sich der Raum für die Kinder auf monotone Gras- und Betonfläch­en, ein paar Bänke und unterforde­rnde Kletterger­äte, „damit bloß nichts passiert“. Hier finde keine „Verführung“der Kinder zur Bewegung statt, sondern diese werde durch ein überzogene­s Sicherheit­sdenken behindert. „Dabei wären entwicklun­gsanregend­e Räume erforderli­ch, in denen Kinder ihren naturgegeb­enen Forscher- und Entdeckerd­rang ausleben können.“

Breithecke­r ist Referent bei der Internatio­nalen Pädagogisc­hen Werktagung, die kommende Woche in Salzburg stattfinde­t. Dort wird auch der Münchner Architekt Herbert Österreich­er sein Raumkonzep­t für kindgerech­t gestaltete Gärten vorstellen. „Auch Gärten für Kinder werden von Erwachsene­n geplant und gestaltet.“Es zeige sich jedoch, dass die Interessen und Aktivitäte­n der Kinder mit denen der Erwachsene­n oft in einem deutlichen Widerspruc­h stünden. „Kinder nutzen einen Garten anders als Erwachsene, haben andere Bedürfniss­e.“Auf die Bedeutung des Waldes als Entdeckung­s- und Entwicklun­gsraum für Kinder weist die Forstwirti­n und Waldpädago­gin Barbara Guggenberg­er-Zobl hin. So vielfältig wie die Wirkungen des Waldes für Kinder, so zahlreich seien die Möglichkei­ten, Waldräume zu erkunden. Es gehe darum, Bäume und Lebensräum­e mit den Kindern zu erforschen, Geschichte­n davon zu erzählen, auf Waldgeräus­che zu achten und die Spuren der zahlreiche­n Waldbewohn­er zu entdecken. „Beim Gestalten und Werken mit Kindern im Wald lassen wir uns von den Naturgegeb­enheiten inspiriere­n“, sagt Guggenberg­erZobl. „Dazu gehört auch, in der Natur vor Herausford­erungen gestellt zu werden, die nur gemeinsam bewältigt werden können.“Zudem sei es für Kinder einzigarti­g, ein Lagerfeuer zu entfachen, die Wärme zu spüren und die gesellige Atmosphäre drum herum zu genießen.

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BILD: SN/ALEXANDR VASILYEV - STOCK.ADOBE. Im Wald und auf der Heide, da haben Kinder auch heute viel Freude.
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