Eurofighter-Zukunft hängt weiter in der Luft
Verkaufen? Verschrotten? Weiterfliegen? – Die politische Entscheidung über die umstrittenen Jets zieht sich in die Länge.
WIEN. Seltsame Dinge tun sich wieder einmal rund um die Eurofighter. Diese Woche hätte der soeben fertiggestellte Expertenbericht des Verteidigungsministeriums über die Zukunft des umstrittenen Kampfjets öffentlich vorgestellt werden sollen. Die Präsentation wurde jedoch ohne Angaben von Gründen abgesagt. Wann nun die Entscheidung über den Betrieb oder Nicht-Weiterbetrieb der Eurofighter fällt, ist völlig offen.
Dabei läuft dem Bundesheer die Zeit davon. Denn mit der Eurofighter-Entscheidung hängt auch die Frage der Trainingsflugzeuge zusammen, in denen die EurofighterPiloten einen Gutteil ihrer Übungsflüge absolvieren, weil das viel billiger ist. Derzeit werden dafür Maschinen vom Typ Saab 105 verwendet, die annähernd 50 Jahre alt sind und nur durch technische Wundertaten überhaupt noch weiterbetrieben werden können.
Spätestens 2020 müssen die Saab 105 außer Dienst gestellt werden. Und da die Vorlaufzeit für eine militärische Beschaffung mehrere Jahre beträgt, hätte die Entscheidung über das Nachfolgemodell eigentlich bereits getroffen werden müssen. Zu Jahresbeginn hatten die Luftstreitkräfte auf eine Typenentscheidung noch heuer gedrängt. Ob sich das noch ausgeht, ist fraglich.
Weniger dramatisch ist die Verzögerung der Entscheidung über ihre Zukunft bei den Eurofightern selbst. Denn entgegen aller Unkenrufe erfüllen sie die Aufgabe der Luftraumüberwachung seit mehr als zehn Jahren klaglos und können dies zweifellos weitere zwei bis drei Jahrzehnte tun – allerdings zu einem hohen Preis.
Mit diesem Argument der hohen Betriebskosten hatte der vorherige Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil (SPÖ) vor genau einem Jahr das Aus für die Eurofighter verkündet. Anstatt der von der SPÖ stets abgelehnten Maschinen sollten andere Kampfjets beschafft werden. Bei dieser Entscheidung hatte sich Doskozil auf das Ergebnis einer heeresinternen Expertengruppe gestützt.
Nach dem Regierungswechsel nahm der neue Minister Mario Kunasek (FPÖ) die Entscheidung jedoch zurück und setzte eine neue Expertenkommission ein. Die Berichte von Kommission 1 und Kommission 2 (in der großteils die selben Experten saßen) ähneln einander naturgemäß. Dem Vernehmen nach schätzt die Kunasek-Kommission die Kosten einer Neubeschaffung von Jets aber höher ein als die Doskozil-Kommission.
Welche Schlüsse der neue Verteidigungsminister daraus zieht, ist wie gesagt offen. Ein Sprecher Kunaseks teilte am Mittwoch mit, dass man in die Entscheidung über die Zukunft der Eurofighter jedenfalls auch den Koalitionspartner ÖVP einbinden möchte. Die Koalition werde dann gemeinsam entscheiden. Wann, könne man nicht sagen.
Als logische Lösung zeichnet sich ab, dass das Bundesheer die Eurofighter behält, denn dies verursacht keine Umstellungskosten. Nötig wären nur Investitionen in die Selbstschutz- und Nachtsichtfähigkeit, um die Eurofighter voll einsatzfähig zu machen. Gleichzeitig könnte versucht werden, durch internationale Zusammenarbeit die Betriebskosten zu senken.
Als Trainingsmaschinen bieten sich insbesondere ein italienisches und ein britisches Modell an, die auch geleast werden könnten. Das würde die finanzielle Belastung auf mehrere Budgets verteilen.
Die logische Lösung: Eurofighter plus geleaste Trainingsjets