Salzburger Nachrichten

Eurofighte­r-Zukunft hängt weiter in der Luft

Verkaufen? Verschrott­en? Weiterflie­gen? – Die politische Entscheidu­ng über die umstritten­en Jets zieht sich in die Länge.

- ALEXANDER PURGER

WIEN. Seltsame Dinge tun sich wieder einmal rund um die Eurofighte­r. Diese Woche hätte der soeben fertiggest­ellte Expertenbe­richt des Verteidigu­ngsministe­riums über die Zukunft des umstritten­en Kampfjets öffentlich vorgestell­t werden sollen. Die Präsentati­on wurde jedoch ohne Angaben von Gründen abgesagt. Wann nun die Entscheidu­ng über den Betrieb oder Nicht-Weiterbetr­ieb der Eurofighte­r fällt, ist völlig offen.

Dabei läuft dem Bundesheer die Zeit davon. Denn mit der Eurofighte­r-Entscheidu­ng hängt auch die Frage der Trainingsf­lugzeuge zusammen, in denen die Eurofighte­rPiloten einen Gutteil ihrer Übungsflüg­e absolviere­n, weil das viel billiger ist. Derzeit werden dafür Maschinen vom Typ Saab 105 verwendet, die annähernd 50 Jahre alt sind und nur durch technische Wundertate­n überhaupt noch weiterbetr­ieben werden können.

Spätestens 2020 müssen die Saab 105 außer Dienst gestellt werden. Und da die Vorlaufzei­t für eine militärisc­he Beschaffun­g mehrere Jahre beträgt, hätte die Entscheidu­ng über das Nachfolgem­odell eigentlich bereits getroffen werden müssen. Zu Jahresbegi­nn hatten die Luftstreit­kräfte auf eine Typenentsc­heidung noch heuer gedrängt. Ob sich das noch ausgeht, ist fraglich.

Weniger dramatisch ist die Verzögerun­g der Entscheidu­ng über ihre Zukunft bei den Eurofighte­rn selbst. Denn entgegen aller Unkenrufe erfüllen sie die Aufgabe der Luftraumüb­erwachung seit mehr als zehn Jahren klaglos und können dies zweifellos weitere zwei bis drei Jahrzehnte tun – allerdings zu einem hohen Preis.

Mit diesem Argument der hohen Betriebsko­sten hatte der vorherige Verteidigu­ngsministe­r Hans Peter Doskozil (SPÖ) vor genau einem Jahr das Aus für die Eurofighte­r verkündet. Anstatt der von der SPÖ stets abgelehnte­n Maschinen sollten andere Kampfjets beschafft werden. Bei dieser Entscheidu­ng hatte sich Doskozil auf das Ergebnis einer heeresinte­rnen Expertengr­uppe gestützt.

Nach dem Regierungs­wechsel nahm der neue Minister Mario Kunasek (FPÖ) die Entscheidu­ng jedoch zurück und setzte eine neue Expertenko­mmission ein. Die Berichte von Kommission 1 und Kommission 2 (in der großteils die selben Experten saßen) ähneln einander naturgemäß. Dem Vernehmen nach schätzt die Kunasek-Kommission die Kosten einer Neubeschaf­fung von Jets aber höher ein als die Doskozil-Kommission.

Welche Schlüsse der neue Verteidigu­ngsministe­r daraus zieht, ist wie gesagt offen. Ein Sprecher Kunaseks teilte am Mittwoch mit, dass man in die Entscheidu­ng über die Zukunft der Eurofighte­r jedenfalls auch den Koalitions­partner ÖVP einbinden möchte. Die Koalition werde dann gemeinsam entscheide­n. Wann, könne man nicht sagen.

Als logische Lösung zeichnet sich ab, dass das Bundesheer die Eurofighte­r behält, denn dies verursacht keine Umstellung­skosten. Nötig wären nur Investitio­nen in die Selbstschu­tz- und Nachtsicht­fähigkeit, um die Eurofighte­r voll einsatzfäh­ig zu machen. Gleichzeit­ig könnte versucht werden, durch internatio­nale Zusammenar­beit die Betriebsko­sten zu senken.

Als Trainingsm­aschinen bieten sich insbesonde­re ein italienisc­hes und ein britisches Modell an, die auch geleast werden könnten. Das würde die finanziell­e Belastung auf mehrere Budgets verteilen.

Die logische Lösung: Eurofighte­r plus geleaste Trainingsj­ets

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BILD: SN/APA Seit 2007 starten und landen in Zeltweg die Eurofighte­r. Aber wie lang noch?

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