Mateschitz ist willkommen
SALZBURG
In St. Wolfgang entsteht ein neues Hotel. Der Altwirt des Weißen Rössl, Helmut Peter, freut sich auf den Investor. Lokalteil
Dieser SN-Bericht sorgt für Gesprächsstoff: Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz kauft die Rösslwiese am Wolfgangsee. Wie kam der Deal zustande? Was bedeutet er für den Ort? Helmut Peter, legendärer Altwirt des Weißen Rössl, erzählt.
Wenn Helmut Peter über die Rösslwiese spaziert, merkt man, dass ihm an dem Grundstück etwas liegt. Die 2,5 Hektar große Wiese war bis 2007 im Besitz seiner Familie. „Wir haben damals das Grundstück verkauft, damit wir im Weißen Rössl investieren können“, sagt der Altwirt des Hotels in St. Wolfgang.
Peter selbst hätte es nicht geschafft, auf der Wiese ein Hotel zu errichten. „Der Sommertourismus ist zurückgegangen, wegen der günstigen Flugpreise.“Porr, Mandlbauer und Architektur Consult hätten das Grundstück schließlich gekauft, um ein Hotel und Ferienwohnungen zu errichten. Ihre Pläne scheiterten jedoch am Protest der Anrainer.
Peter geht nicht davon aus, dass der neue Besitzer Dietrich Mateschitz ähnliche Probleme haben wird. „Es geht immer um Menschen – und Dietrich Mate- schitz hat bewiesen, dass er etwas G’scheites machen will.“In das Landhaus zu Appesbach, das ebenfalls in St. Wolfgang ist, habe der Red-Bull-Boss etwa zehn Millionen Euro investiert. „Er ist ein Mäzeninvestor, der Liegenschaften aufgrund der erwarteten Wertsteigerung kauft – und nicht um Millionen damit umzustetzen.“St. Wolfgang könne deshalb nichts Besseres passieren, als Mateschitz als Investor zu haben.
Wäre ein zusätzliches Luxushotel eine Konkurrenz für das Weiße Rössl? „Nein, kleingeistige Konkurrenz bringt uns nicht weiter. Die Destination Wolfgangsee muss attraktiv bleiben“, sagt der Rössl-Altwirt.
Peter geht davon aus, dass nicht nur die Rösslwiese vom Investment profitiert. „Das ganze Dreieck rund um die Wiese, von Seepromenade über Sternallee bis zur Talstation der Schafbergbahn wird neu gestaltet.“
Bis 1961 stand auf der Rösslwiese des Grand Hotel, das im Familienbesitz war. Peters Mutter ließ das Hotel abtragen, „da die Zeit der Grand Hotels zu Ende war“. Die Kosten für die Mitarbeiter seien zu hoch gewesen.
Das Hotel war 1905 von Peters Großvater gebaut worden, als Anbau zur Villa Schafberg. Die Villa hatte seit 1893 bestanden. 100 Zimmer hatte das Luxushotel. „Das war zum Höhepunkt der Belle Époque. Jeder, der es sich leisten konnte, fuhr auf Sommerfrische.“
In den goldenen 1920er-Jahren sei das Hotel aufgeblüht, erzählt Peter. Es gab ein kleines Frühstück, das täglich serviert wurde, sowie ein dreigängiges Mittagessen. „Beim Fünf-Uhr-Tee tanzte die Gesellschaft am See.“Ein eigener Friseur kümmerte sich um die Gäste, es gab eine riesiges Halle und ein Schreibzimmer.
Das Grand Hotel sei ein Treffpunkt der Reichen gewesen: „Zu Gast waren die oberen zehn Prozent, der Rahm, der auf der Gesellschaft schwimmt“, sagt Peter. Die Kunden kamen aus ganz Europa, aus Ungarn, Böhmen, Polen. Der berühmteste Gast aus dieser Zeit war Leo Perutz, „einer der ganz großen Literaten. Wir haben ihm vor dem Ferienhort ein Denkmal gesetzt.“
Der Zweite Weltkrieg beendete das Goldene Zeitalter. Zuerst verhängten die Nationalsozialisten die 1000-Mark-Sperre: „Jeder Deutsche, der nach Österreich reisen wollte, musste sie bezahlen. Das waren drei Monatsgehälter eines Angestellten.“1941, während des Krieges, wurde das Luxushaus zu einem Lazarett umfunktioniert. 1945 brannte das Grand Hotel ab. „Meine Familie hat es 1947 mithilfe des ERP wieder aufgebaut.“Durch das European Recovery Program (ERP) vergaben die US-Amerikaner günstige Kredite an Europäer.
Und nun wird Dietrich Mateschitz ein Hotel auf diese geschichtsträchtige Wiese bauen. Welche Form wird es annehmen? Das wisse er nicht, sagt Peter. Aber in der Hotellerie gebe es drei Typen: Das Stadthotel, das derzeit boome, die Gesundheitshotels, die spezielle Behandlungen anbieten, und die Ferienhotelerie. Hier brauche der Wirt eine klare Philosophie, eine klare Zielgruppe, sagt Peter. „Ich habe Dietrich Mateschitz bereits einen Brief geschrieben, in dem ich meine Hilfe angeboten habe.“Eine Antwort kam noch nicht.
„Kleingeistige Konkurrenz bringt uns nicht weiter.“ Helmut Peter, Weißes Rössl