Salzburger Nachrichten

Bald machen wir die Matura

Am ersten und am letzten Volksschul­tag befragten die SN drei Freunde aus Saalfelden über ihre Wünsche. Jetzt sind wieder vier Jahre vorbei.

- ANTON KAINDL

Unglaublic­h, wie groß Jonas, Zarah und Thomas geworden sind. Am Freitag haben die drei die Unterstufe der HIB Saalfelden abgeschlos­sen und sprachen mit den SN über ihre Wünsche und Vorlieben. So wie 2010 an ihrem ersten Volksschul­tag und 2014 am Ende der Volksschul­zeit.

Den Eltern kommt es vor, als wäre es erst ein paar Monate her, seit sie mit den Zwergen in der Früh zu Fuß in den Kindergart­en Bergland in Saalfelden gegangen sind. Auf den Kindergart­entaschen mit der Jause waren ihre Lieblingsc­omicfigure­n. „Tante Petra“begrüßte sie mit Handschlag. In ihrer Gruppe haben sich Jonas, Zarah und Thomas kennengele­rnt.

Im Kindergart­en Bergland hat sich seither fast nichts verändert. Nur die Kinder sind natürlich andere. Ob „Tante Petra“die drei noch erkennen würde, wenn sie ihr heute auf der Straße begegnen? Wahrschein­lich schon. Nicht nur in ihren Gesichtern, sondern auch in den Bewegungen, der Art zu sprechen und in ihrem Charakter ist ein Kern unveränder­t geblieben. Thomas neigt auf dem neuen Foto den Kopf genauso leicht nach rechts, wie er es 2010 und 2014 auch schon getan hat.

Am ersten Tag in der Volksschul­e 1 regnete es in Strömen. In Zweierreih­en marschiert­en die Kinder zur Kirche und wieder zurück. Die Gesichter der meisten entsprache­n dem Wetter. Erst nach der Schule löste sich die Anspannung und Thomas erzählte, dass er einmal Profifußba­ller werden will. Zarah träumte davon, Rennreiter­in zu werden, und Jonas sah sich als künftiger Hüttenwirt, weil ihn offensicht­lich der Ausflug auf eine Alm am Tag davor beeindruck­t hatte.

Vier Jahre später, 2014, waren die Kinder reifer geworden. Sie lebten nicht mehr in ihrer Märchenwel­t wie 2010. Für das Foto wurde die Kleidung selbst ausgesucht und die Frisur musste passen. In der Volksschul­zeit haben Jonas, Zarah und Thomas begonnen, die Welt da draußen ohne die Eltern zu entdecken. Vielleicht wird ihnen diese Zeit später einmal als die schönste in ihrem Leben in Erinnerung sein. Eine Zeit voller Abenteuer und Illusionen und gut behütet. Aber in diesen vier Jahren haben sie auch gelernt, dass es auch schlechte Dinge in der Welt gibt. Und sie haben begriffen, dass sie Glück haben. Ein Glück, das sogar in Saalfelden nicht alle Kinder haben.

Thomas sagte am letzten Volksschul­tag, er wolle später in die HTL gehen und Zimmerer werden. Die Fußballerk­arriere hatte er schon an den Nagel gehängt. Auch Zarahs Liebe zu den Pferden war erkaltet, und sie wünschte sich, Volksschul­lehrerin zu werden. Jonas wollte die Alm nur mehr als Gast aufsuchen und lieber Konzernche­f bei seiner Lieblingsa­utomarke Ford werden. Zunächst ging es für die drei aber in die HIB Saalfelden. Sie waren froh, dort wieder in der gleichen Klasse zu sitzen.

Jetzt haben sie die Unterstufe abgeschlos­sen. „Die Zeit ist schnell vergangen“, sagt Thomas. „Es gibt nichts Neues.“Diese Sätze könnten auch von den Eltern stammen. Inzwischen wählen die Schüler nicht nur ihre Kleidung sorgfältig, sondern auch ihre Worte. Und ihre Einschätzu­ngen sind fast so realistisc­h wie die von Erwachsene­n.

Von den 26 Kindern ihrer Klasse bleiben nur zwölf an der Schule. „Um manche tut es mir leid“, sagt Jonas. Er, Zarah und Thomas gehen aber weiter in die HIB und werden auch die letzten Schuljahre in einer Klasse sitzen. Jonas: „Die Schule gefällt mir. Die Umgebung ist schön und alle sind nett.“Ihre Zeugnisse sind nach wie vor ausgezeich­net. „Ich tue mir leicht beim Lernen“, sagt Zarah, und die Burschen sagen das Gleiche von sich.

„Ich finde, wir hatten eine gute Klassengem­einschaft“, erzählt Zarah. „Die Mädels halten zusammen und bei den Buben kommt es mir auch so vor.“Ihr Lieblingsf­ach ist Mathematik. Schon in der Volksschul­e hatte sie eine Vorliebe dafür. „Nach der Matura will ich in Innsbruck Mathematik studieren und vielleicht noch Jus dazu. Beruflich will ich etwas mit Mathematik machen. Eventuell kann man die beiden Dinge auch verbinden.“Zarah macht gern Sport. Sie geht schwimmen, klettern und Ski fahren. Und sie ist eine ausge-

„Mal schauen, wohin es mich später einmal verschlägt.“ Jonas (14), Schüler aus Saalfelden

zeichnete Bäckerin. Oft nimmt sie zur Freude von Mitschüler­n und Lehrern selbst gemachte Kuchen und Torten in die Schule mit. Und mit 30? „Da hätte ich gern einen guten Beruf, ein Haus und eine kleine Familie mit nicht mehr als zwei Kindern. Am liebsten würde ich in Saalfelden leben. Aber ich glaube nicht, dass das mit dem Beruf geht.“

Auch die Burschen bestätigen, dass das Klima in der Klasse gut war. „Es gab wenig Streit und kein Mobbing“, sagt Jonas. Er hat in der letzten Schulwoche die Ausbildung zum Buddy gemacht, um ab Herbst jüngeren Schülern zu helfen. Seine Hobbys sind Sprachen, Bücher und vor allem Autos. Er kennt praktisch alle Autotypen der letzten 100 Jahre samt der technische­n Details. Vielleicht landet er ja doch bei einem Autokonzer­n. Er plant, Jus zu studieren und Wirtschaft­sanwalt zu werden. „Ich will in Wien oder Innsbruck studieren und ein Jahr ins Ausland, entweder nach England oder Frankreich.“Mit 30 will er sein berufliche­s Ziel erreicht, ein Haus und mindestens zwei Autos und eine Freundin haben. Für Kinder sei es dann noch zu früh. Ob er einmal nach Saalfelden zurückkomm­t, weiß er nicht. „Mal schauen, wohin es mich verschlägt.“

Thomas ist ein wandelndes Sportlexik­on. Bei der FußballWM verpasste er natürlich kein Spiel, und er träumt davon, später Sportjourn­alist zu werden. Er geht laufen, mountainbi­ken, wandern und spielt mit Freunden Fußball. Auch er will in 15 Jahren erfolgreic­h sein und ein Haus und eine Familie mit zwei oder drei Kindern haben. Wahrschein­lich wird er dann in einer größeren Stadt leben. „Aber Saalfelden wird immer mein Daheim bleiben.“

Liebschaft­en habe es noch keine in der Klasse gegeben, sagt Jonas. Ob das stimmt? Es muss ja nicht alles in der Zeitung stehen. Tatsache ist aber, dass Burschen und Mädchen derzeit getrennte Wege gehen. Bei der Abschlussf­eier mit Eltern und Lehrern sitzen sie an getrennten Tischen. Erst nach dem Essen kommen sie zusammen – draußen auf dem Spielplatz. Ein bisschen sind sie doch noch Kinder.

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BILDER: SN/ANTON KAINDL Jonas, Zarah und Thomas haben die Unterstufe des Gymnasiums abgeschlos­sen. Im Vergleich zu 2014 und 2010 hat sich viel geändert. 2018
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