Salzburger Nachrichten

Als ein Dorfclub Europa eroberte

Am Fuße des Untersberg­s wurden Fußballmär­chen Wirklichke­it. Der SV Grödig feiert sein 70-jähriges Bestehen.

- GERHARD ÖHLINGER

GRÖDIG. Das Außergewöh­nliche hat Tradition, wenn es um Fußball in Grödig geht. Der Dorfclub vom Fuße des Untersberg­s, der sich zu einer der besten Fußballadr­essen des Landes entwickelt­e und sogar bis in die Europa League vorstieß, feiert an diesem Wochenende sein 70-jähriges Bestehen mit einem großen Fest.

Internatio­nal ausgericht­et war der Club schon, als er am 1. Juli 1948 als USK Grödig angemeldet wurde. Der Kader bestand durchwegs aus Nichtöster­reichern, seine Wurzeln hatte er nämlich im „Schwabenla­ger“, einer Barackenst­adt für deutschspr­achige Flüchtling­e aus Jugoslawie­n, die sich nach Ende des Zweiten Weltkriegs in Niederalm befand.

1968 bekamen die Grödiger in St. Leonhard eine neue Heimstätte. Am heutigen Standort der Firma Skidata gastierte zur Eröffnung vor 3500 Zuschauern das Starensemb­le von Borussia Mönchengla­dbach mit Günter Netzer, Berti Vogts und Co., das die Truppe um Rudi Codalonga mit 11:1 besiegte. Ein erster Höhenflug führte Ende der 1970er-Jahre bis in die drittklass­ige Alpenliga – ein teures Abenteuer, das beinahe zu einer Clubauflös­ung geführt hätte.

Bereits auf der neuen Anlage in der Prötschhof­straße nahm dann 2002 das Fußballmär­chen Grödig seinen Anfang. Der 25-jährige ExTorhüter Christian Haas wurde milde belächelt, als er verkündete: „Ich will, dass einmal der Rapid-Bus bei uns vorm Stadion parkt!“Elf Jahre später war der ehrgeizige Sportchef am Ziel und Grödig in der Bundesliga.

Selbst das Desaster einer Wettaffäre bremste den Neuling nicht, Platz drei brachte das Ticket für die Europa-League-Qualifikat­ion, in der Max Karner und Co. gegen Čukarički Belgrad und Chișinău gute Figur machten. Grödig erwies sich als ideales Sprungbret­t für Trainer wie Adi Hütter und Heimo Pfeifenber­ger und Spieler wie Stefan Lainer, Peter Zulj, Philipp Zulechner, Cican Stankovic, Lucas Venuto, Thomas Goiginger oder Neo-Teamspiele­r Marvin Potzmann. Der Rapid-Bus fuhr übrigens sechs Mal in Grödig vor – nur einmal bestiegen ihn die Hütteldorf­er danach auch als Sieger.

Heute, Samstag (18.30), gastiert Borussia Dortmunds U23 beim Westligist­en. Am Sonntag folgen ein Blitzturni­er, ein Hobbyund Vereinstur­nier sowie der Untersberg­cup für Nachwuchst­eams.

„Der Rapid-Bus soll in Grödig parken.“ Christian Haas beim Start als Manager 2002

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BILD: SN/GEPA Blau-weiße Sternstund­e in Rot: 2015 debütierte Grödig im Europacup mit einem 4:0 bei Čukarički.
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