Länger arbeiten, weniger Kinderbetreuung
Die Flexibilisierung der Arbeitszeit taugt nicht zu ideologischem Streit. Sie kann sowohl für Betriebe als auch für Arbeitnehmer Vorteile wie Nachteile bringen. Dass das Gesetz zur Erweiterung auf Zwölf-Stunden-Tage ohne Diskussion auch gleich das Tor zur Sonntagsarbeit weit aufmacht, darf misstrauisch machen. Auch dass das Gesetz in einer Ho-ruckAktion durchgepeitscht worden ist, fällt nicht unter vertrauensbildende Maßnahme. Also tut ein Blick auf Fakten gut. Etwa auf druckfrische Dienstverträge, die soeben Salzburger Arbeitnehmern vorgelegt wurden, in denen sie sich vertraglich verpflichten mussten, Überstunden zu leisten. So viel zur Freiwilligkeitsklausel im Gesetz. Oder darauf, dass gleichzeitig mit dem Zwölf-Stunden-Tag die Familienministerin die massive Kürzung der Förderung der Kindergärten in den Raum stellt. Flexiblere Arbeitszeiten von Vätern und Müttern und Sonntagsarbeit bedeuten, dass es mehr Kinderbetreuung braucht. Knapp 40 Prozent aller Kindergärten in Österreich schließen derzeit um 15.30 Uhr. Auf dem Land gibt es kaum Chancen auf ganztägige Betreuung. Eltern dürfen sich verhöhnt fühlen und sich gemeinsam mit Betrieben sorgen.