Zentralmatura ist vergebene Chance
Es gibt Mathematik-Durchfallsquoten bis zu 50% bei der schriftlichen Zentralmatura und die Wogen gehen hoch. Zwei Wochen später bestehen rund 75% die Kompensationsprüfungen und alles ist wieder im Lot. In einem Jahr wird das Spiel wieder beginnen. Freuen wir uns darauf, vielleicht ist es dann Deutsch oder Englisch, wo die Aufgaben nicht passen. Über andere Chancen, die mit der Einführung der Zentralmatura zu nutzen gewesen wären, wird aber leider nicht gesprochen. Drei Punkte zum Nachdenken: 1. Die Matura wird in allen Schulen zumindest großteils während des laufenden Schulbetriebs abgehalten. Durch das System der fachlichen Beisitze entfällt daher an diesen Tagen ein nicht unbeträchtlicher Teil des Unterrichts. Die Trennung des Unterrichtsjahres von den Prüfungen wäre eine sinnvolle Lösung, die zu effektiver Nutzung des Unterrichts und damit zur Erfüllung der Kernaufgabe der Bildung, aber auch zur Entzerrung des Prüfungsstresses für die Lehrenden beitragen würde. 2. Die Matura wird noch immer klassenweise abgehalten. Die Schaffung von Fachkommissionen, die parallel prüfen, würde den notwendigen Zeitaufwand ohne Qualitätsverlust dramatisch reduzieren. Zur Kontrolle gibt es ja ohnedies die oben angeführten Fachbeisitze. Die Vorsitzenden behalten die Aufgabe der Einhaltung der rechtlichen Anforderungen. Der Vorschlag ist keine revolutionierende Neuerung. Genau diese Situation gibt es ja bereits bei den Jahrgangs-Wiederholungsprüfungen/Semesterprüfungen jährlich im Herbst. 3. Die oben angesprochenen Kompensationsprüfungen schaffen eine paradoxe Situation, die es in dieser Form sonst nirgendwo gibt, dass nämlich eine mehrstündige schriftliche Prüfung durch eine mündliche egalisiert werden kann. An Universitäten, aber auch bei anderen Kursen oder Meisterprüfungen können schriftliche Ergebnisse nur durch schriftliche Arbeiten gleichen Rangs wiederholt werden. Wohlgemerkt, ich vergönne es allen Schülerinnen und Schülern, dass sie bei der Matura durchkommen und dass sie gute Noten haben. Es ist nicht schön, die Tränen und die Enttäuschung zu sehen, die es immer gibt, wenn es nicht auf den ersten Anhieb klappt. Das System an sich ist aber deutlich und mit einfachen Mitteln verbesserungsfähig.
Die von mir angeführten Punkte bedürfen keiner neuen Gesetze, sondern nur der entsprechenden Verordnungen, so wie auch einmal verordnet wurde, dass die Wiederholungsprüfungen am Donnerstag und Freitag vor Beginn des Schuljahres durchgeführt werden sollten, um am ersten Montag des Schuljahres einen geregelten Schulstart zu ermöglichen. Was ist übrigens daraus geworden? Dir. Mag. Dr. Franz Heffeter Tourismusschulen Klessheim