Rasante Wechsel
„Ich mache mir nicht mehr die Mühe, mir die Namen von den Neuen in den anderen Abteilungen zu merken, zu oft wechseln die Mitarbeiter dort“, erzählt eine Mitarbeiterin eines mittelständischen Unternehmens mit 200 Mitarbeitern: Fluktuationsrate mehr als 40 Prozent, üblich wären sieben bis zehn Prozent. Das sind bei 200 Mitarbeitern immerhin im Schnitt etwa 15 Personen, die gehen und nachbesetzt werden müssen. Hidden Champions, oft Familienunternehmen mit starkem Wirtschaftspotenzial, haben nach Wirtschaftsberater Hermann Simon weniger als drei Prozent. Was passiert, wenn die Mitarbeiter häufig wechseln? Der Ruf der Arbeitgebermarke wird beschädigt. Es spricht sich herum, dass beim Unternehmen xy die Mitarbeiter nicht lange bleiben. Absicherung ist den Menschen wichtig, also wählen sie einen Arbeitgeber, bei dem es sich aushalten lässt. Wenn auch noch Persönlichkeit und Sinn im Job wachsen können, bleiben die Menschen gerne. In Hochwechselbetriebe hingegen kommen oft die, die nirgends anders einen Job finden. „Dann gehe ich halt zum xy, die suchen immer“, heißt es dann.
Dort wo Wirtschaftskraft über die Mitarbeit der Besten entstehen sollte, baut sich ein Sammelbecken aus dem Rest auf. Keine Frage, dass auch darunter Perlen zu finden sind, wenn sie sich gut entwickeln können. Die Reifungschance ist allerdings bei Fluktuationsunternehmen geringer. Bei den Verbleibenden kratzt häufiger Wechsel zusätzlich an der Motivation. Es entstehen kaum Bindungen. Selbiges gilt übrigens auch für Fußballmannschaften. Eine zusammengewürfelte Truppe vermag weit weniger an Leistung zu erbringen als gewachsene Teams. Dort wo Identität und Identifizierung entstehen sollten, finden sich Drehtüren, miteinander entwickeln und wachsen bleibt auf der Strecke.