„Erfolg der Kroaten ist ein Phänomen“
Ex-Fußballprofi Srečko Kurbaša fiebert mit seinen Kroaten mit. Die Fußballbegeisterung in seiner Heimat ist riesig. Das kann sich schnell ändern.
Srečko Kurbaša ist kein Freund allzu lauter Töne. Wenn am heutigen Samstag die Fußball-Nationalmannschaft seiner alten Heimat Kroatien bei der WM gegen Gastgeber Russland spielt, wird er sich das Match zu Hause in Salzburg im kleinen Kreis anschauen. Damit zählt er unter den Kroaten eher zur Ausnahme. „Meine Tochter war im Stadtzentrum von Zagreb, als wir am Sonntag gegen Dänemark ins Viertelfinale eingezogen sind. Was sich dort abgespielt hat, war ein Wahnsinn.“Im ganzen Land hat es Volksfeste gegeben. Die Begeisterung für die Fußball-Nationalmannschaft sei in Kroatien riesig, sagt Kurbaša. „Das kann sich aber schnell ändern. Erst glauben alle, wir wer- den Weltmeister. Und wenn wir verlieren, ist plötzlich alles schlecht.“Das sportliche Selbstvertrauen sei bei den Kroaten traditionell sehr groß. Das sei Teil des sportlichen Erfolgs seines Heimatlandes. „Das unterscheidet uns von den Österreichern. Denn auch Österreich hat eine gute Nationalmannschaft. Nur am Selbstvertrauen fehlt es.“
Kroatien hat als junge Nation schon große Sporterfolge vorzuweisen. Die seien jedes Mal einhergegangen mit riesiger Begeisterung im Heimatland, sagt Kurbaša. „Als der Tennisspieler Goran Ivanišević 2001 das prestigeträchtige Turnier in Wimbledon gewann, waren 100.000 Leute bei seinem Empfang in Split. Als die Skifahrerin Janica Kostelić mit vier Medaillen von Olympia zurückkam, war der Empfang ebenso unglaublich wie jener für unsere Handball-Weltmeister.“
Sportliche Erfolge hat Srečko Kurbaša auch selbst erlebt. 1986 kam er vom Fußballclub NK Zagreb zu Austria Salzburg. Gemeinsam mit Hans Krankl schoss er die Austria 1988 in die erste Bundesliga. Das entscheidende Tor im Spiel gegen den SV Spittal an der Drau schoss Kurbaša in den letzten Spielsekunden.
Nach seiner Profikarriere war er erst Nachwuchstrainer. Derzeit beobachtet er für den FC Red Bull Salzburg Fußballtalente in ganz Europa – auch in Kroatien. Für ihn ist es immer wieder erstaunlich, wie viele gute Spieler sein Heimatland mit den gut vier Millionen Einwohnern hervorbringt. „Der sportliche Erfolg Kroatiens ist ein Phänomen. Es wird ja eigentlich ganz wenig in den Sport investiert. Aber es gibt hier so viele Individualisten und – im positiven Sinne – Fanatiker.“
In Salzburg treffen sich heute viele Kroaten im Bräustübl in Salzburg-Mülln, um dem nächsten Match mitzufiebern. Sollten die kroatischen Kicker heute tatsächlich den Gastgeber aus Russland aus dem Bewerb werfen, wäre die Begeisterung im ganzen Land und bei den vielen Auslandskroaten enorm. Und auch Srečko Kurbaša wird sicher nicht nur leise feiern.