DIE ILLUSTRIERTE KOLUMNE
Die Verwaltung von Kommunen, Ländern und Staat fußt auf Traditionen und Erfahrungen, die bis ins Mittelalter zurückreichen. Das ist auf spiritueller und bürokratiemechanischer Ebene auch heute noch erfahrbar. Vieleramts ist die Moderne ein störender Geist, den es klein- und (besser) fernzuhalten gilt.
Österreich gilt dennoch als vorbildlich verwaltet. Wir verstehen uns aufs Bürokratische. Liegt ein anderes Land am Boden, durch eigene oder fremde Malefikation, schicken wir österreichische Beamte, um beim Wiederaufbau, ja nicht selten bei der Ersterrichtung gubernialer Strukturen zu helfen. In Afrika zirkuliert seit Frühzeiten dieses Exportschlagers gar noch der Maria-Theresien-Taler. Die Monete ist eine Erfindung österreichischer Beamter.
Im Rahmen jahrhundertealter Kontinuitäten wurde Österreich beamtisch immer weiter verfeinert und es wundert nicht, dass mit funktionierenden Strukturen auch das Funktionieren von Titeln und Amtsbezeichnungen verbunden ist. Amtswarte, Offiziale, Revidenten, Amtsräte, Hofräte, Ministerialräte und Sektionschefs gab es schon in der Monarchie und die Angesprochenen können glaubhaft machen, dass es die Monarchie nur ihretwegen gab.
Im Zuge der Verwaltungsreform Anfang dieses Jahrzehnts wurde eine neue Führungsposition geschaffen: der Generalsekretär. Minister können sich nun schadlos einen weisungsbefugten Durchführer leisten, einen, der sich unbeliebt machen kann im eigenen Haus. Es steht zu erwarten, dass sich diesem Titel, analog zum Hofrat, bald auch der „Wirkliche Generalsekretär“hinzugesellt.