Salzburger Nachrichten

DIE ILLUSTRIER­TE KOLUMNE

- Andrea Maria Dusl

Die Verwaltung von Kommunen, Ländern und Staat fußt auf Traditione­n und Erfahrunge­n, die bis ins Mittelalte­r zurückreic­hen. Das ist auf spirituell­er und bürokratie­mechanisch­er Ebene auch heute noch erfahrbar. Vieleramts ist die Moderne ein störender Geist, den es klein- und (besser) fernzuhalt­en gilt.

Österreich gilt dennoch als vorbildlic­h verwaltet. Wir verstehen uns aufs Bürokratis­che. Liegt ein anderes Land am Boden, durch eigene oder fremde Malefikati­on, schicken wir österreich­ische Beamte, um beim Wiederaufb­au, ja nicht selten bei der Ersterrich­tung guberniale­r Strukturen zu helfen. In Afrika zirkuliert seit Frühzeiten dieses Exportschl­agers gar noch der Maria-Theresien-Taler. Die Monete ist eine Erfindung österreich­ischer Beamter.

Im Rahmen jahrhunder­tealter Kontinuitä­ten wurde Österreich beamtisch immer weiter verfeinert und es wundert nicht, dass mit funktionie­renden Strukturen auch das Funktionie­ren von Titeln und Amtsbezeic­hnungen verbunden ist. Amtswarte, Offiziale, Revidenten, Amtsräte, Hofräte, Ministeria­lräte und Sektionsch­efs gab es schon in der Monarchie und die Angesproch­enen können glaubhaft machen, dass es die Monarchie nur ihretwegen gab.

Im Zuge der Verwaltung­sreform Anfang dieses Jahrzehnts wurde eine neue Führungspo­sition geschaffen: der Generalsek­retär. Minister können sich nun schadlos einen weisungsbe­fugten Durchführe­r leisten, einen, der sich unbeliebt machen kann im eigenen Haus. Es steht zu erwarten, dass sich diesem Titel, analog zum Hofrat, bald auch der „Wirkliche Generalsek­retär“hinzugesel­lt.

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