Der Demokratie tut dieses Gegengewicht gut
Er nickte Herbert Kickl als Innenminister ab. Er nahm hin, dass sämtliche Nachrichtendienste der Republik unter freiheitlicher Führung stehen. Er adelte durch seine Teilnahme eine alarmistische Pressekonferenz, die der Kanzler wegen gut abgelegener Spionagevorwürfe gegen Deutschland inszenierte: Viele Wähler Alexander Van der Bellens aus dem linken, grünen und liberalen Lager waren irritiert über die Gelassenheit, mit der der Bundespräsident die Machtübernahme durch ÖVP und FPÖ quittierte. Umso bemerkenswerter ist der Umstand, dass das Staatsoberhaupt zuletzt in öffentlichen Stellungnahmen deutlich andere Akzente setzte als die Regierung. Etwa als er mehrfach die Bedeutung der Sozialpartnerschaft rühmte. Oder zuletzt am Wochenende, als er deutlich machte, dass ihm der Klimawandel und weltweite Zollkonflikte mehr Sorgen bereiteten als die Migrationskrise. Man mag Van der Bellen-Wähler sein oder nicht, man mag zum SebastianKurz-Fanclub zählen oder nicht – fest steht: Es tut der Demokratie gut, dass in der Hofburg jemand sitzt, der sich als Gegengewicht zur Regierung versteht.