Noch zu viel Rosinenpickerei
Einige britische Politiker sind in ihrer Realitätsferne überzeugt, das Beste aus beiden Welten – innerhalb der EU sowie außerhalb – bekommen zu können. Brüssel nennt das Rosinenpickerei und hat ebendiese bereits oft abgelehnt. Auf der Insel aber geben die Süßmäuler nicht auf. Die vom Kabinett gemeinsam beschlossene BrexitPosition geht jedenfalls in die Kuchen-Richtung, wenn auch für Hardliner nicht weit genug.
Das Königreich würde gern die Zollunion verlassen und nur bei Gütern im Binnenmarkt verbleiben. So hätte London etwa die Möglichkeit, EU-Bürgern vom Kontinent den Umzug auf die Insel zu verwehren, beim Warenverkehr jedoch weiterhin freien Zugang zum Kontinent zu haben. Mit diesem Wunsch missachtet London wohl bewusst eines der höchsten Prinzipien der EU: die Untrennbarkeit der vier Grundfreiheiten.
Es bleibt zu hoffen, dass die EU-27 unter Chefunterhändler Michel Barnier solch einen Sonderweg ablehnen – nicht, um die Briten zu bestrafen, sondern um das Fundament der Gemeinschaft nicht ins Wanken zu bringen. Mitgliedsstaaten würden je nach Gusto ebenfalls eine Spezialbehandlung fordern; immerhin sollten sie am Ende bessergestellt sein als Drittstaaten. Doch dies wäre der Anfang vom Ende der EU.
Raus aus der Zollunion, bis auf eine Ausnahme raus aus dem gemeinsamen Binnenmarkt: Ist das ein „weicher Brexit“, wie EU-Skeptiker schimpfen? Unternehmen, Banken und Finanzdienstleister auf der Insel werden diese Ansicht verständlicherweise kaum teilen.