Salzburger Nachrichten

Noch zu viel Rosinenpic­kerei

- Katrin Pribyl AUSSEN@SN.AT

Einige britische Politiker sind in ihrer Realitätsf­erne überzeugt, das Beste aus beiden Welten – innerhalb der EU sowie außerhalb – bekommen zu können. Brüssel nennt das Rosinenpic­kerei und hat ebendiese bereits oft abgelehnt. Auf der Insel aber geben die Süßmäuler nicht auf. Die vom Kabinett gemeinsam beschlosse­ne BrexitPosi­tion geht jedenfalls in die Kuchen-Richtung, wenn auch für Hardliner nicht weit genug.

Das Königreich würde gern die Zollunion verlassen und nur bei Gütern im Binnenmark­t verbleiben. So hätte London etwa die Möglichkei­t, EU-Bürgern vom Kontinent den Umzug auf die Insel zu verwehren, beim Warenverke­hr jedoch weiterhin freien Zugang zum Kontinent zu haben. Mit diesem Wunsch missachtet London wohl bewusst eines der höchsten Prinzipien der EU: die Untrennbar­keit der vier Grundfreih­eiten.

Es bleibt zu hoffen, dass die EU-27 unter Chefunterh­ändler Michel Barnier solch einen Sonderweg ablehnen – nicht, um die Briten zu bestrafen, sondern um das Fundament der Gemeinscha­ft nicht ins Wanken zu bringen. Mitgliedss­taaten würden je nach Gusto ebenfalls eine Spezialbeh­andlung fordern; immerhin sollten sie am Ende bessergest­ellt sein als Drittstaat­en. Doch dies wäre der Anfang vom Ende der EU.

Raus aus der Zollunion, bis auf eine Ausnahme raus aus dem gemeinsame­n Binnenmark­t: Ist das ein „weicher Brexit“, wie EU-Skeptiker schimpfen? Unternehme­n, Banken und Finanzdien­stleister auf der Insel werden diese Ansicht verständli­cherweise kaum teilen.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria