Salzburger Nachrichten

Europa dominiert nicht überrasche­nd

- Alexander Bischof STANDPUNKT

Spätestens nach dem unglücklic­hen Ausscheide­n von Rekordwelt­meister Brasilien am vergangene­n Freitagabe­nd wurde aus der Weltmeiste­rschaft in Russland eine Europameis­terschaft. Sechs Teams aus Europa standen vor Beginn der letzten beiden Viertelfin­alspiele am Samstag noch im Bewerb. Daraus könnte man schließen, dass der Fußball in Europa jenen aus den anderen Kontinente­n klar übertroffe­n hat. Dass die Kluft zwischen Europa und dem Rest der Welt immer größer wird. Eine mögliche Erklärung dafür könnte auch sein, dass die Profis durch die Spiele in der europäisch­en Champions League und in der Europa League auf Clubebene permanent auf einem höheren internatio­nalen Level spielen als die Kicker, die in den Meistersch­aften der anderen Erdteile um Punkte kämpfen. Oder, dass die nationalen Ligen in Europa die stärksten der Welt sind. Diese Dominanz durch die Milliarden­einnahmen aus der Champions League sorgt aus Sicht der Außenseite­r aus Afrika, Asien und Amerika auch für ein Ungleichge­wicht auf der Weltbühne. Die Erklärunge­n sind aber nur bedingt gültig, denn die großen Stars aller Nationen stehen bei Clubs in Europas Topligen unter Vertrag und sind demnach auch in der Königsklas­se des Fußballs Jahr für Jahr gefordert.

Es ist überhaupt keine sonderlich­e Überraschu­ng, dass die Europäer in Russland den Ton angeben. Bei einem WM-Rückblick wird nämlich deutlich, dass auch in der Vergangenh­eit immer nur Brasilien und Argentinie­n die Mannschaft­en aus Europa am Titelgewin­n hindern konnten. 2018 fand eine überaltert­e Truppe aus Argentinie­n mit einem schwachen Messi eben nicht in die Spur. Brasilien scheiterte im Viertelfin­ale mehr als unglücklic­h nach einem Torschussv­erhältnis von 27:9 an Geheimfavo­rit Belgien.

An der Vormachtst­ellung Europas wird sich auch dann nichts ändern, wenn spätestens die WM 2026 mit 48 Teams gespielt wird. Zwar bekommt die Europäisch­e Fußball-Union nur drei zusätzlich­e Startplätz­e, diese Teams bringen aber mehr Qualität ins Turnier als weitere Fußball-Exoten.

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