Europa dominiert nicht überraschend
Spätestens nach dem unglücklichen Ausscheiden von Rekordweltmeister Brasilien am vergangenen Freitagabend wurde aus der Weltmeisterschaft in Russland eine Europameisterschaft. Sechs Teams aus Europa standen vor Beginn der letzten beiden Viertelfinalspiele am Samstag noch im Bewerb. Daraus könnte man schließen, dass der Fußball in Europa jenen aus den anderen Kontinenten klar übertroffen hat. Dass die Kluft zwischen Europa und dem Rest der Welt immer größer wird. Eine mögliche Erklärung dafür könnte auch sein, dass die Profis durch die Spiele in der europäischen Champions League und in der Europa League auf Clubebene permanent auf einem höheren internationalen Level spielen als die Kicker, die in den Meisterschaften der anderen Erdteile um Punkte kämpfen. Oder, dass die nationalen Ligen in Europa die stärksten der Welt sind. Diese Dominanz durch die Milliardeneinnahmen aus der Champions League sorgt aus Sicht der Außenseiter aus Afrika, Asien und Amerika auch für ein Ungleichgewicht auf der Weltbühne. Die Erklärungen sind aber nur bedingt gültig, denn die großen Stars aller Nationen stehen bei Clubs in Europas Topligen unter Vertrag und sind demnach auch in der Königsklasse des Fußballs Jahr für Jahr gefordert.
Es ist überhaupt keine sonderliche Überraschung, dass die Europäer in Russland den Ton angeben. Bei einem WM-Rückblick wird nämlich deutlich, dass auch in der Vergangenheit immer nur Brasilien und Argentinien die Mannschaften aus Europa am Titelgewinn hindern konnten. 2018 fand eine überalterte Truppe aus Argentinien mit einem schwachen Messi eben nicht in die Spur. Brasilien scheiterte im Viertelfinale mehr als unglücklich nach einem Torschussverhältnis von 27:9 an Geheimfavorit Belgien.
An der Vormachtstellung Europas wird sich auch dann nichts ändern, wenn spätestens die WM 2026 mit 48 Teams gespielt wird. Zwar bekommt die Europäische Fußball-Union nur drei zusätzliche Startplätze, diese Teams bringen aber mehr Qualität ins Turnier als weitere Fußball-Exoten.