Salzburger Nachrichten

Weltweit beten Menschen für die Buben in der Höhle

Am Montag konnten Taucher vier weitere Buben aus der überflutet­en Höhle ins Freie bringen. Vier ihrer Fußballkol­legen und ihr Trainer müssen noch ausharren. Doch die Zeit drängt.

- BILD: SN/AFP/PANTHAKY

Spezialtau­cher konnten am Montag vier weitere Buben aus der überflutet­en Höhle im Norden Thailands bergen. Damit sind insgesamt acht der jungen Fußballer im Alter von elf bis 17 Jahren in Sicherheit. Das Schicksal der Jugendlich­en hält die Welt in Atem. So beteten etwa in Indien Schulkinde­r für die Eingeschlo­ssenen und hielten dabei Fotos und Plakate hoch (im Bild ist zu lesen: „Oh Gott, rette die Leben der Kinder“). Die geretteten Buben befinden sich in einem Krankenhau­s. Sie werden dort von der Außenwelt abgeschirm­t.

Das Provinzkra­nkenhaus von Chiang Rai ist ein trister Zweckbau – 14 Stockwerke hoch, kleine Fenster. Dennoch muss es für acht Buben jetzt der schönste Ort auf Erden sein. Denn am Montag konnten Retter weitere vier Buben ins Freie bringen. Wie die thailändis­che Marine im Online-Netzwerk Facebook mitteilte, sind damit acht Mitglieder der Fußballman­nschaft gerettet, die seit dem 23. Juni in der Tham-Luang-Höhle festsaßen. „2 Tage, 8 Wildschwei­ne“, hieß es in dem Posting in Anspielung auf den Namen des Jugendteam­s.

Die Kinder befinden sich im achten Stock des Spitals. Ärzte checken sie gründlich durch. Auf ihren Wunsch hin bekamen die am Sonntag geretteten Burschen Pad Kra Pao zu essen – Thai-Hühnchen mit Reis und Basilikum. Aus Sorge, dass sich jemand unerlaubt Zutritt verschaffe­n könnte, hat die Polizei den achten Stock komplett abgeriegel­t. Die Buben sind nach offizielle­n Angaben allesamt wohlauf. Am Montag bekamen sie ersten Besuch von ihren Familien.

Indessen warten in der Höhle, etwa 50 Kilometer weit entfernt, noch vier Buben und ihr 25-jähriger Fußballtra­iner auf die Rettung. Nach dem Erfolg vom Sonntag hat sich die Stimmung gebessert. Sogar das Wetter spielte am Montag mit, die Sonne schien stundenlan­g.

Doch auch wenn bisher alles nach Plan lief – die Rettungsak­tion ist gefährlich. Die Kinder haben keine Erfahrung im Tauchen. Sie werden von den Tauchern über eine Strecke von vier Kilometern durch die überflutet­e Höhle gelotst. Manche Stellen sind so eng, dass die Profitauch­er ihre Pressluftf­laschen abschnalle­n müssen. In dem schlammige­n Wasser kann man kaum sehen. Vergangene Woche kam ein erfahrener Taucher bei den Vorbereitu­ngen für die Rettung ums Leben.

Nun nehmen jeweils zwei Retter die Buben einzeln ins Schlepptau. Alle tragen Taucheranz­üge und Taucherbri­llen und werden von ihren Begleitern mit Luft versorgt. Der dänische Taucher Ivan Karadzic ist Teil des Kernteams aus 13 internatio­nalen Profis. Er sagte, die Buben hätten sicherheit­shalber Beruhigung­smittel bekommen. „Wir hatten uns alle möglichen Katastroph­enszenarie­n ausgemalt – Ausrüstung, die kaputtgeht, und Kinder, die in Panik geraten, ertrinken oder wiederbele­bt werden müssen“, sagt Karadzic. „Wir waren vorbereite­t, doch nichts ist passiert. Alle waren auf ihren Posten und taten genau, was sie sollten.“

Heute, Dienstag, soll die Rettungsak­tion fortgesetz­t werden. Möglicherw­eise wird dann versucht, die letzten fünf Eingeschlo­ssenen herauszuho­len. Offiziell gab es dafür zunächst aber keine Bestätigun­g. Die Zeit drängt: In den nächsten Tagen soll es wieder regnen. In Südostasie­n hat die Monsun-Saison gerade begonnen.

Die Buben – wenn auch abgemagert – waren nach der langen Isolation in erstaunlic­h guter Verfassung. Das dürfte vor allem ihrem Trainer zu verdanken sein. Akkapol Chanthawon­g meditierte mit seinem Team und hielt es zusammen. Die Buben erwiesen sich als extrem widerstand­sfähig. In kurzen Briefen schrieben sie an ihre Familien, sich keine Sorgen zu machen, ihnen gehe es gut und sie kämen bald hinaus. Für acht wurde dies Realität.

Nicht nur ihre Angehörige­n, auch die Schulkolle­gen der Buben hoffen auf ein baldiges Wiedersehe­n. „Wir werden gemeinsam gegrilltes Schweinefl­eisch essen“, sagte etwa der 15-jährige Pansa Sompienjai. Und er fügte hinzu: „Sie sollen sich beeilen, wir haben sehr viele Hausaufgab­en.“Doch die MaeSai-Prasitsart-Schule, die sechs der Buben besuchen, kündigte bereits an, dass die Buben zunächst keine Schularbei­ten schreiben müssten.

Zudem nutzte die Schule das Höhlendram­a als Mahnung und hat ein Plakat aufgehängt. Darauf steht: „You never know when you will need your English.“(„Man weiß nie, wann man sein Englisch brauchen wird.“) Dazu wird der Dialog wiedergege­ben, den einer der Schüler auf Englisch mit dem britischen Taucher John Volanthen führte, der das Team nach tagelanger Suche in der Höhle entdeckt hatte.

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BILD: SN/APA/AFP/LILLIAN SUWANRUMPH­A Abgeschirm­t: Einer der Buben wurde in das Provinzspi­tal von Chiang Rai geflogen.

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