Salzburger Nachrichten

Gebt den Männern das Kommando! Sie berechnen, was sie tun

Seit zwei Millionen Jahren werden Männer von den Frauen vom Kochen ferngehalt­en. Aber wir sind ja nicht blöd, Mann! Oder?

- Peter Gnaiger PETER.GNAIGER@SN.AT

Männer jammern nicht. Sie grillen gerne. Sie kochen gerne. Das heißt: Männer sind unterbewus­st ständig damit beschäftig­t, den Bestand der Menschheit zu sichern. Denn erst Grillen und Kochen hat unser Gehirn entwickelt. Wir würden noch heute Rohkost kauend auf Bäumen sitzen und blöd grinsend Frauen nachpfeife­n, hätte nicht vor zwei Millionen Jahren jemand die Idee gehabt, Erdäpfel und Fleisch über ein Lagerfeuer zu halten. So oder ähnlich behauptet das Richard Wrangham. Und der ist immerhin Professor an der Harvard University. Außerdem haben Ernährungs­experten längst herausgefu­nden, dass etwa gekochte Erdäpfel gegenüber rohen Erdäpfeln um 80 Prozent mehr verdaubare Kalorien enthalten. Das Gehirn eines Erwachsene­n benötigt ungefähr 20 Prozent der zugeführte­n Energie. Soll heißen: Mehr verdaubare Kalorien, mehr Energie fürs Hirn. Stimmt schon: Am Anfang war das Feuer. Aber gleich danach kam der Griller.

Und heute haben wir Hochleistu­ngsgriller. Das wohl heißeste Teil auf dem Markt ist der Montreux 570 G. Das ist ein Vollgas-Griller, der vom Sex-Appeal her locker mit einem Sportauto der Marke Lotus Elise mithält – ein Grillmonst­er mit einer sensatione­llen Beschleuni­gung von null auf 300 Grad in Nullkomman­ix.

Wie es sich für kulinarisc­he Spezialkrä­fte gehört, haben wir Männer die Eroberung dieses komplexen Denkzentru­ms der Menschheit generalsta­bsmäßig geplant und durchgezog­en. Der Griller war ja nur der Brückenkop­f für unsere „Operation Kitchen-Storm“.

Zunächst wiegten wir unsere Frauen in Sicherheit, indem wir Stellung am Griller bezogen, in die Glut starrten und Bier tranken. Als Höhepunkt unserer Performanc­e wendeten wir augenzwink­ernd alle vier Minuten ein Stück Fleisch. Erst später schleusten wir Spezialger­äte ein. Etwa Grillzange­n mit LED-Lampen, Marinadein­jektoren und elektrisch­e Grillrosth­e- ber. Ganz zu schweigen vom GrillEye + WLANBlueto­oth-Grill-Thermomete­r.

Unser genialster Schachzug aber war, dass wir unsere Frauen mit der Aussicht auf Karrierele­itern im Hamsterrad in männliche Berufe lockten. Jetzt war der Weg in die Küche für unsere GIs (Grill Invaders) frei. Dort angekommen haben wir brutal aufgerüste­t. Wir platzierte­n sündteure Espressoma­schinen, Pacojets, tonnenschw­ere Prosciutto­schneider, Hochleistu­ngsöfen und Nudelteste­r aus Edelstahl. Ja! Wir waren Helden! Wir waren endlich an der Macht! Oder war das am Ende eine Falle? „Männer an die Macht“könnte in der Küche ja auch bedeuten: „Macht Essen! Macht Kaffee! Macht sauber!“Oh Mann, sind wir blöd!

Macht nix. Wir kommen da sicher wieder raus – generalsta­bsmäßig.

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