Salzburger Nachrichten

Pilz zeigt Grazer Bürgermeis­ter an

Causa Murkraftwe­rk liegt beim Staatsanwa­lt: Vorwurf der Untreue.

- MARTIN BEHR

GRAZ. Mit schweren Geschützen in der Causa des umstritten­en Grazer Murkraftwe­rks fährt der Nationalra­tsabgeordn­ete Peter Pilz auf: Er hat am Montag den Grazer Bürgermeis­ter Siegfried Nagl (ÖVP) bei der Korruption­sstaatsanw­altschaft wegen Untreue und Betrugs angezeigt. Konkret gehe es um die Verschwend­ung „von mindestens 60 Millionen Euro an Steuergeld­ern für den Bau eines Zentralen Speicherka­nals“.

„Für das Projekt in dieser Form besteht weder in rechtliche­r noch technische­r Hinsicht eine Notwendigk­eit“, sagte Peter Pilz. „Graz soll nicht glauben, dass die Kontrolle in Österreich nicht mehr funktionie­rt“: So begründete der Politiker die Anzeige, die neben Nagl auch noch den Grazer Ex-Finanzstad­trat Gerhard Rüsch (ÖVP) und den Vorstandsv­orsitzende­n der Holding Graz, Wolfgang Malik, betrifft. Laut Pilz wird das Kraftwerks­projekt samt Speicherka­nal „unfassbar verschwend­erisch“errichtet.

Die Anzeige sei, so Pilz, die letzte Chance, um großen Schaden vom Steuerzahl­er abzuwenden. Begründung: Mit dem nur für das unwirtscha­ftliche Kraftwerk benötigten Speicherka­nal mache Graz einem privaten Betreiber, der Energie Steiermark, ein Millioneng­eschenk. Pilz, der in seinen Argumenten von der Stadtökolo­gin und „Rettet die Mur“-Aktivistin Romana Ull sowie dem Wasserwirt­schaftsexp­erten Martin Regelsberg­er unterstütz­t wird, will auch eine Sieben-Millionen-Euro-Förderung des Landes für das Projekt geklärt wissen: „Hier steht der Verdacht im Raum, dass das Land getäuscht wurde.“

„Die Argumente sind nicht neu und werden auch durch die Wiederholu­ng nicht wahrer“, kommentier­te Thomas Rajakovics, Sprecher des bereits urlaubende­n Grazer Bürgermeis­ters. Als traurig empfinde er den Umstand, dass sich Peter Pilz mit seinen „dubiosen Anschuldig­ungen“hinter seiner Immunität verstecke: „Das ist letztklass­ig.“

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