Große Sehnsucht nach einem Schiff
Salzburg hat keinen Hafen. Das ist schade, findet Schauspielerin Dorit Ehlers. Deshalb hat sie ein Austauschprojekt mit Hamburg gestartet.
Wann waren Sie zuletzt auf einem Schiff? Das Boot schaukelt, es riecht nach Motoröl. Vom Deck aus können Sie das weite Meer beobachten. Die Möwen kreischen.
Sehr gut. Jetzt sind Sie in der Stimmung für Dorit Ehlers. Die 47-jährige Schauspielerin lebt in Salzburg, kommt aber aus Hamburg. Die Sehnsucht nach Meer begleitet sie schon lange. „Und ich habe festgestellt, dass es nicht nur mir so geht.“
Ehlers hat deshalb ihr Projekt „Schiffssehnsucht“gestartet. Finanziell unterstützt wird sie vom Kreuzfahrtunternehmen MSC und einem Kunststipendium der Stadt Salzburg. Was passiert aber nun konkret?
Im Juni hat Ehlers das erste Mal ihren Container in der HafenCity von Hamburg aufgebaut. Darin sind ein Koffer des Künstlers Hans Pollhammer, in den man durch zwei blaue Flaschen blicken kann. Gäste können beim Schwankometer ihre persönliche Lieblingsschaukelstärke ausmessen. Im Container finden sich auch eine Bastelanleitung für Papierschiffchen, Flaschenpost und eine Hitliste der besten Schiffsgerüche: Motoröl, Rum, Salzwasser, Sardinen und Öl, mit dem Taue eingerieben werden.
Mit nach Hamburg genommen hat Ehlers zudem Briefe aus Salzburg. Austausch quasi, zwischen Hafen- und Mozartstadt. Schüler stellten darin den Hamburgern Fragen. Darunter: Was fehlt dir auf einem Schiff? Bist du lieber allein oder in Gesellschaft an Deck? Und wie würdest du dein Boot nennen? Die Hamburger antworteten mit Text und Zeichnungen. Das Schiff würde übrigens „Amore“heißen.
Am 26. Juli haben nun die erwachsenen Salzburger die Chance, Fragen an die Hamburger Seemänner zu stellen. Im Kunstraum Periscope in der Salzburger Sterneckstraße wird Ehlers eine Flasche aufstellen, in der Interessierte jeweils eine Nachricht einwerfen können. Die Norddeutschen werden im September antworten, wenn Ehlers wieder ihren Container aufbaut.
Das Ziel des Projektes sei es schließlich, eine „Wanderschiffbühne“zu bauen. „Damit könnte ich in die Berge fahren und Schiffssüchtigen das Gefühl vom Meer mitbringen“, sagt Ehlers. Ein schwankender Boden gehört freilich dazu.
Wenn Ehlers an Schiffe denkt, sind es Fähren. Sie mag das ruhige Schaukeln, das sie in Sicherheit wiegt, den Geruch nach Maschinenöl und die Weite des Meeres. „Auf dem Schiff habe ich nichts zu tun, ich bin voll in der Gegenwart.“Es ist aber nicht leicht mit der Sehnsucht. Denn sie hört nie auf. Das hat ihr zumindest eine Seefrau erzählt. „Wenn sie an Land ist, sehnt sie sich nach dem Meer. Und am Meer denkt sie an das Land.“