Enttäuschung bei den Angehörigen: Brennende Fragen wurden nicht geklärt
Das Urteil bedeutete für viele der im Gerichtssaal anwesenden Opferangehörigen eine Erleichterung. Es sei aber dennoch nicht ausreichend, sagen einige. Abdulkerim Şimşek etwa, Sohn von Enver Şimşek, dem ersten Mordopfer des NSU, wirft den Ermittlern vor, die Verbrechen der Neonazi-Gruppe nur oberflächlich aufgeklärt zu haben. Im Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“sagte er: „Es gibt immer noch keine Antworten auf die Fragen, die für meine Familie am wichtigsten sind. Warum wurde gerade er Opfer? Wie sind die Täter vorgegangen?“ Brennend interessiert ihn auch, warum viele Akten vernichtet wurden, in denen wertvolle Informationen standen. „Der Rechtsstaat hat in Deutschland Löcher“, sagt Abdulkerim Şimşek. Die Polizei hatte seinen Vater zunächst verdächtigt, in kriminelle Machenschaften verstrickt und daher ermordet worden zu sein. Es sollte elf Jahre dauern, bis sein Sohn die Wahrheit erfuhr.