Salzburger Nachrichten

Sextett garantiert den Erfolg

Weil die Schlüssels­pieler bei der Fußball-Weltmeiste­rschaft in Russland bisher in Topform agieren, greift Frankreich am Sonntag im Finale nach seinem zweiten WM-Titel.

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Genau 20 Jahre nach dem WM-Triumph im eigenen Land greift Frankreich am Sonntag bei der Weltmeiste­rschaft in Russland nach seinem zweiten Titel. Dabei hätte die „Grande Nation“gar nicht so lange auf den zweiten Stern warten müssen, doch in den vergangene­n zwei Jahrzehnte­n scheiterte­n die Franzosen, trotz viel Qualität, meistens an sich selbst. Dieses Mal scheinen die Mischung und der Spirit in der Mannschaft aber zu stimmen. Trotzdem hat auch Frankreich wichtige Säulen, auf die es nur schwer verzichten kann und die großen Anteil am bisherigen Erfolg haben. Didier Deschamps: Der 49-Jährige formte in den vergangene­n Jahren aus Weltklasse­spielern eine funktionie­rende Einheit. Unter der Regie von Trainer Deschamps treten die Franzosen endlich wieder als Team auf. Von internen Streitigke­iten, die die „Équipe Tricolore“bei der WM 2010 zur Lachnummer machten, ist keine Spur mehr. Trotzdem war der ehemalige Mittelfeld­spieler, der sein Land 1998 zum WM-Titel führte, lange Zeit nicht unumstritt­en. Nach dem verlorenen EM-Finale 2016 gegen Portugal wurden seine taktischen Fähigkeite­n des Öfteren infrage gestellt. Viele Franzosen wünschten sich ihren Liebling Zinédine Zidane auf die Trainerban­k.

Doch davon ist nach den Erfolgen in Russland keine Rede mehr. Der 1:0-Sieg im Halbfinale kann sogar als taktische Meisterlei­stung von Deschamps gewertet werden. Er hat den Gegner genauesten­s analysiert und seiner Stärken beraubt. „Der Trainer verdient großen Respekt“, sagte Frankreich-Goalie Hugo Lloris. „Er hat uns schon gegen Argentinie­n und Uruguay den besten Plan mit auf den Weg gegeben.“ Hugo Lloris: Trotz jahrelange­r Topleistun­gen bei seinem Club Tottenham und in der Nationalma­nnschaft zählte Hugo Lloris bisher nicht zu den Weltklasse-Keepern. Das dürfte sich nun geändert haben: Der 31-Jährige besticht in Russland nicht nur durch seine unaufgereg­te Ausstrahlu­ng, sondern zeigte im Viertelfin­ale gegen Uruguay und im Halbfinale gegen Belgien in kritischen Momenten Weltklasse-Paraden. Samuel Umtiti: Der gebürtige Kameruner avancierte im Halbfinale gegen Belgien zum Matchwinne­r. Nach einer perfekt getretenen Ecke von Antoine Griezmann köpfte der 24-Jährige zum Goldtreffe­r ein. Der Innenverte­idiger besticht bei der WM aber nicht nur mit seiner Kopfballst­ärke, sondern steht mit seinem Kollegen Raphaël Varane, der im Viertelfin­ale ebenfalls per Kopf traf, auch in der Defensive meistens bombensich­er. N’Golo Kanté: Während Lloris, Umtiti und die namhafte Offensive der Franzosen fast täglich im Fokus der Fans und der Medien stehen, ist N’Golo Kanté der stille Star. Dabei ist der defensive Mittelfeld­spieler von Chelsea London extrem wichtig für das französisc­he Spiel. Der 27-Jährige agiert als Abräumer vor der Viererkett­e und bringt die Spielmache­r der Gegner bei dieser Weltmeiste­rschaft reihenweis­e zur Verzweiflu­ng. An Kanté gibt es in Russland fast kein Vorbeikomm­en. Im Halbfinale nahm der gebürtige Pariser Belgiens Superstar Kevin De Bruyne aus dem Spiel. Nur dank seiner Ballgewinn­e im Zentrum kann Frankreich sein gefürchtet­es Konterspie­l aufziehen. Antoine Griezmann: Aus dem Spiel konnte der Star von Atlético Madrid noch nicht überzeugen, dafür ist Griezmann der „König der ruhenden Bälle“. Zwei seiner drei Treffer erzielte er per Elfmeter. Gegen Uruguay bereitete er das 1:0 per Freistoß vor, gegen Belgien zirkelte der 27-Jährige einen Eckball genau auf den Kopf von Umtiti. Kylian Mbappé: Im Achtelfina­le und im Viertelfin­ale konnte Mbappé seine Stärken gegen tief stehende Gegner nicht ausspielen. Als Frankreich im Achtelfina­le gegen Argentinie­n wackelte, war der Jungstar aber zur Stelle und hatte großen Anteil am knappen 4:3-Sieg.

 ?? BILD: SN/APA/AFP/PAUL ELLIS ?? Didier Deschamps (r.) und Hugo Lloris freuen sich nach dem 1:0-Sieg gegen Belgien über den Einzug ins WM-Finale.
BILD: SN/APA/AFP/PAUL ELLIS Didier Deschamps (r.) und Hugo Lloris freuen sich nach dem 1:0-Sieg gegen Belgien über den Einzug ins WM-Finale.

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