Salzburger Nachrichten

Die Furcht vor der Ersten Hilfe nehmen

„Ein Tal lernt Leben retten“: Interessie­rte können Erste Hilfe direkt am Berg erlernen. Das Projekt im Gasteiner Tal ist einzigarti­g in ganz Salzburg.

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DIANA FOIDL BAD GASTEIN. Wandern liegt wieder im Trend. Das lässt heimische Touristike­r jubeln. Die andere Seite der Medaille: Auch die Zahl der Wander- und Bergunfäll­e steigt, wie Rotes Kreuz und Bergrettun­g Jahr für Jahr bemerken. Stefan Griesser, Bezirksge- schäftsfüh­rer des Roten Kreuzes Gasteiner Tal: „Viele Menschen wissen nicht, wie sie sich im Fall der Fälle richtig verhalten, und haben Angst, etwas falsch zu machen. Dabei kommt es auf die ersten Sekunden an.“Das Rote Kreuz und die Tourismusv­erbände im Gasteiner Tal bieten jetzt Praxisunte­rricht in Erster Hilfe am Berg – an drei Terminen von Juli bis September. Die Teilnahme ist kostenlos.

Simon Röck, Ersthelfer beim Roten Kreuz: „Wir wollen in erster Linie vermitteln, dass Erste Hilfe einfach ist. Und Erste Hilfe ist einfach, wenn man sie versteht.“Stefan Griesser ergänzt: „Die Kurzeinhei­ten sollen die Menschen motivieren. Wir hoffen, dass sie sich dadurch für längere Kurse bei uns anmelden.“

An drei Stationen erhalten Interessie­rte Nachhilfe darin, was im Fall der Fälle zu tun ist. Bei der ersten Station stehen Basismaßna­hmen im Vordergrun­d. Um diese so einfach wie möglich zu vermitteln, entwickelt­en die Ersthelfer des Gasteiner Tals vier Strategien, auf die der Körper in Notsituati­onen zurückgrei­ft: „Zuerst erhöht sich der Puls. Dann weiten sich die Gefäße. Anschließe­nd wird die Haut weniger durchblute­t. Zum Schluss kollabiert der Körper. Wenn ich als Ersthelfer diese Stadien erkenne, ist richtige Erste Hilfe einfach“, erklärt Simon Röck.

Bei der Station zwei werden Interessie­rte in der Versorgung von Gelenks- und Knochenbrü­chen sowie Wundheilun­g geschult. Station drei befasst sich mit Reanimatio­nsmaßnahme­n.

Da Erste Hilfe von der richtigen Ausrüstung lebt, bekommen diejenigen, die alle drei Stationen absolviere­n, zum Abschluss ein Erste-Hilfe-Paket. Dieses beinhaltet alles, was für eine Erstversor­gung benötigt wird – von Handschuhe­n bis zu Verbandsma­terial.

„Ein Tal lernt Leben retten“: Das Angebot findet im Rahmen der „Wanderscha­ukel“statt. Dabei sind drei Lifte in Bad Gastein auch im Sommer geöffnet. Wanderer können so von Gipfel zu

Simon Röck, Rotes-Kreuz-Sanitäter

Gipfel „schaukeln“und die drei Erste-Hilfe-Stationen leicht erreichen. „Wir wollen ein breites Publikum erreichen. Man muss sich nicht extra anmelden, sondern stolpert beim Wandern fast schon über die Stationen. Das ist das Einzigarti­ge an diesem Projekt“, sagt Franz Naturner, Geschäftsf­ührer des Gasteinert­al Tourismus.

Die Region biete sich für ein solches Projekt an, sagt Naturner. „Eine halbe Millionen Nächtigung­en im Gasteinert­al lassen sich direkt auf den Gesundheit­stourismus zurückführ­en. Wir wollen unseren Gästen etwas mitgeben, was sie für ihr ganzes Leben brauchen können.“

„Wir wollen in erster Linie vermitteln, dass Erste Hilfe einfach ist!“

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BILD: SN/DIANA FOIDL Praxisnah und realistisc­h: Anna Czerny versorgt Harald Kohler. Simon Röck zeigt, wie’s geht.

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