Salzburger Nachrichten

Bange Frage und großes Staunen im Reich der Flugkünstl­er

Die Spannung ist greifbar. Die Vorführung­en der Falkner und ihrer Greifvögel lösen Begeisteru­ng – und manch zwiespälti­ges Gefühl – aus.

- Die Kunst der

aus dem Falknereim­useum, einer historisch­en Falkenkamm­er, einem Freigeländ­e auf der Lindenwies­e und den (für Besucher nicht zugänglich­en) großzügige­n Volieren. Falknerei verlangt viel Einfühlung­svermögen. Die Vögel brauchen eine Rundumbetr­euung. Diese ist kein Hobby, sondern eine Lebensaufg­abe. Der aus dem Allgäu stammende Josef Hie-

Voller Erwartung nehmen die Besucher auf Bänken oder auf der Wiese Platz – die Blicke, Fotoappara­te, Smartphone­s und Tablets nach oben gerichtet. Rund 500 Zuschauer sind an diesem späten Vormittag gekommen – ein guter Schnitt. Ein Sprachenge­wirr ist zu vernehmen – von Spanisch über Russisch bis Japanisch. Die Greifvogel­vorführung­en sind eine der größten Attraktion­en der Burg Hohenwerfe­n. Zwei Mal täglich treten die Falknerinn­en und Falkner mit ihren Schützling­en in Aktion, in der Hochsaison sogar drei Mal.

Falkner Josef Hiebeler sagt es den Gästen gleich zu Beginn: „Das ist kein Vogelpark, kein Wildpark.“Und Greifvögel hätten durch die Jahrhunder­te viel mitgemacht, wurden von Menschen verfolgt und vernichtet. Der 68- beler hat den Landesfalk­enhof aufgebaut. Am Anfang stand vor 24 Jahren ein Konzept, das er für den damaligen Burgverwal­ter Peter Meikl erstellt hat. Viel Erfahrung sammelte er auf zahllosen Reisen zu Falknern in Kirgisien und Kasachstan.

Die – auf Hohenwerfe­n derzeit vier – Falkner haben die Jägerund Falknerprü­fung absolviert, manche auch forstliche oder veterinärm­edizinisch­e Ausbildung­en. Ihr wichtigste­s Ziel ist, Verständni­s für die Natur zu wecken. Jährige stellt die gefiederte­n Gefährten, zum Beispiel den Sakerfalke­n und den Geier, und deren Eigenheite­n persönlich vor. Ein Raunen geht durch die Menge, wenn ein Vogel nach dem anderen über die Köpfe der Besucher hinwegsege­lt oder sich gar auf der Wiese niederläss­t. Den direkten Kontakt zu den Hauptdarst­ellern hält in der heutigen Vorführung Falknerin Rebekka Bloßfeld. Der Lehrmeiste­r und die junge Kollegin haben die Tiere im Griff – und die Gäste auch. „Räumt den Ramsch vom Bogen weg“, weist Hiebeler die Kinder an. Er meint zum Beispiel Kappen, Spielzeug und Jause. All das kann die Vögel anlocken und irritieren.

Ein halbe Stunde dauert die Schau. Alles ist gut gegangen. Das Publikum ist zufrieden und applaudier­t. Manche Gäste versuchen noch ein Selfie mit einem Falkner zu erhaschen. Wenn auch das erledigt ist, ist Mittagspau­se. Aber fürs Personal geht die Arbeit auch dann weiter, wenn die Tiere wieder in ihrem Quartier sind. Josef Hiebeler bereitet ein Essen für Burg-Mitarbeite­r zu. Am Ende helfen sie zu dritt am Herd zusammen: die beiden Falkner und Burgverwal­ter Paul Anzinger. Es gibt Wild, das Falkner in Niederöste­rreich erlegt haben. Das Gericht ist von einem großen Fest übrig geblieben.

„Gute Falkner wollen – im Herbst – auf die Jagd gehen. Wir essen das auch selbst, freuen uns auf die gemeinsame Mahlzeit, weil wir für die Jagd 15 Kilometer gelaufen sind.“Gejagt werden vor allem Hasen. Dass er mit Vögeln andere Tiere erlegt, ahnen die meisten Besucher nicht. „Sie jagen nicht, oder?“Diese bange Frage habe ihm kürzlich ein Besucher, „ein Staatsanwa­lt“, gestellt.

Es folgte die ehrliche Antwort: „Ja, doch.“Das macht den Zwiespalt deutlich. Hiebeler: „Unsere Vorführung­en kommen irrsinnig gut an. Aber wenn ich da mit einem Kaninchen herumlaufe­n würde, dann schaut das anders aus. Der heutige Mensch hat keinen Bezug mehr zur Natur.“

Vor und während der Vorführung ist höchste Konzentrat­ion notwendig. Es kommt gar nicht so selten zu gefährlich­en Situatione­n. Es sei sogar schon passiert, dass Besucher versucht hät-

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BILD: SN/ SALZBURGER BURGEN UND SCHLÖSSER/ MARKUS ZEILER Der alte Meister und die junge Meisterin im Salzburger Landesfalk­enhof: Josef Hiebeler und Rebekka Bloßfeld.

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