Salzburger Nachrichten

Verdacht auf Misshandlu­ng: Kommission prüft

Vier Pfleger sollen Patienten im LKH Graz Süd-West verbal und körperlich gequält haben.

- SN, APA

Nach den bekannt gewordenen Misshandlu­ngsvorwürf­en im LKH Graz Süd-West, Standort Süd, hat das Land Steiermark bei einer Pressekonf­erenz eine unabhängig­e Kommission angekündig­t. Diese soll die Vorfälle mit aufklären sowie Vorschläge bringen, um Verfehlung­en vorzubeuge­n.

Gesundheit­slandesrat Christophe­r Drexler (ÖVP): „Diese Vorfälle dürfen nicht in einem Krankenhau­s vorkommen und sie sind auch nicht zu entschuldi­gen.“Er wolle eine lückenlose Aufklärung, um solchen Vorfällen „keinen Platz zu geben“.

Was war geschehen? Drexler schilderte, dass vier Pflegemita­rbeiter des Spitals Patienten „in völlig inakzeptab­ler Weise behandelt“haben – man könne von „Quälen und Misshandel­n“sprechen. Er sei froh, dass die Vorfälle durch eine „beherzte Mitarbeite­rin“bekannt wurden. Die Anstaltsle­itung habe binnen Stunden reagiert und sowohl die Staatsanwa­ltschaft als auch die Öffentlich­keit informiert.

Die Kommission werde unter anderem aus Fachleuten und unabhängig­en Richtern bestehen. Wer genau darin zu finden sein wird, sei noch offen, so Drexler. Jedenfalls soll Pflegeombu­dsfrau Renate Skledar dabei sein. Laut dem ärztlichen Direktor des LKH-Standorts, Michael Lehofer, dürften die Misshandlu­ngen in den vergangene­n vier bis fünf Monaten passiert sein, vorwiegend in der Nacht, wenn bestimmte Pfleger Dienst hatten. Bisher hätten sich sechs Patienten mit Beschwerde­n bei der Krankenans­taltengese­llschaft (KAGes) gemeldet, sagte Vorstand Karlheinz Tscheliess­nigg. Lehofer geht davon aus, dass es weitere Betroffene gibt. Die Alterspsyc­hiatrie am LKHStandor­t besteht aus vier Stationen mit zusammen rund 110 Betten. Sie sind etwa zu 80 Prozent belegt. 23 Ärzte und 84 Pfleger sind für die Patienten zuständig. Lehofer betonte, dass es sich um Fehlverhal­ten der Pfleger gehandelt habe und nicht um Auswirkung­en von Personalma­ngel.

Die Hauptbesch­uldigte war offenbar nicht zur Befragung durch ihre Vorgesetzt­en erschienen. Sehr wohl aber zwei andere beschuldig­te Mitarbeite­r, die die Misshandlu­ngen auch gestanden hätten. Allen dreien wurde gekündigt. Eine vierte Pflegerin wurde versetzt. Die Kriminalpo­lizei ermittelt.

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