„Die Bildung ist das Erdöl des 21. Jahrhunderts“
Wie sieht die Welt von morgen aus? Der Tiroler Astrophysiker Gernot Grömer im SN-Interview über sein Bemühen, in einer neuen TV-Reihe wissenschaftlich fundierte Antworten zu geben.
Was gibt heutzutage Rätsel auf? Wie sieht die Welt wohl in naher Zukunft aus? Nicht spekulative, sondern seriöse Auskünfte gibt der Tiroler Forscher Gernot Grömer ab morgen im Fernsehmagazin „P.M. Wissen“, einer Gemeinschaftsproduktion von Servus TV mit dem Hamburger Verlagshaus Gruner+Jahr, das das populärwissenschaftliche, gedruckte „P.M. Magazin“herausgibt. Es wurde vor fast genau 40 Jahren von dem bayerischen Publizisten Peter Moosleitner (1933–2015) gegründet.
Im SN-Gespräch verrät Moderator Grömer die Schwerpunkte seiner wöchentlichen Sendung. SN: Was soll diese Reihe leisten? Was erwarten Sie sich für eine Wirkung, worauf dürfen die Zuschauer hoffen? Gernot Grömer: Wir wollen für eine altersmäßig und bildungsbezogen breite Zuschauerschicht die Faszination von Technik und Naturwissenschaft vermitteln. Trotzdem haben wir auch einen fachlichen Anspruch, es gilt also die Balance zu halten. Meine persönliche Ambition ist, dass ich in 20 Jahren einen Studenten treffe, der bekennt, diese Sendung habe ihn einst zu seinem Werdegang motiviert. SN: Ist in Zeiten des Internets das Fernsehen ein geeignetes Medium für diese Ziele? Es ist eine wichtige Säule, aber nicht unbedingt das einzige Medium. Das ist auch der Grund, warum das P.M.Printmagazin eine Kooperation eingegangen ist. Da Online dazukommt, können die Zuschauer auf mehreren Ebenen erreicht werden. SN: Werden die Sendungen jeweils mit den Heftinhalten abgestimmt? Wir kennen die langfristigen Pläne des Magazins und schauen, welche Themen TV-tauglich wären. SN: Was ist eigentlich ein Analog-Astronaut? Analogforschung ist die Disziplin, mit der man „in Analogie“zu künftigen Expeditionen in der Raumfahrt forscht. Man sucht sich eine repräsentative Umgebung auf der Erde, um dort Technologien, Arbeitsabläufe oder Materialbelastungen zu simulieren. Analog-Astronauten sind also Tester, die „analog zu den Astronauten“diese Tests durchführen. Aktuell gibt es in Österreich sechs Analog-Astronauten. SN: Verallgemeinert kann man wohl sagen, dass Sie sich mit der Zukunft beschäftigen und die Wissenschaft als Brückenschlag sehen. Genau, eine Brücke hin zu dem, was morgen sein kann. SN: Wie kann man die Zukunft seriös simulieren. Wie wird das handwerklich angepackt? Das ist viel pragmatischer, als man sich das vorstellt, und es kommt ganz selten vor, dass man an die Grenze der Simulationstechnik gehen muss. In vielen kleinen Schritten wird überprüft, warum dieses oder jenes – zum Beispiel Raumanzüge auf dem Mars – funktioniert oder nicht. SN: Für Sie gilt die Bildung als das Erdöl des 21. Jahrhunderts. Wie genau ist das zu verstehen? Was haben wir in Europa als Ressource? Meiner Meinung nach ist es die Bildung. Ich möchte ermutigen, dass wir uns auch in Österreich etwas zutrauen und nicht immer über den Atlantik schauen. SN: Ist der Wochenrhythmus von „P.M. Wissen“ideal oder wünschten Sie sich einen anderen? Er ist sportlich. Die erste Staffel umfasst etwa 20 Folgen, die Vorbereitungen haben schon im Vorjahr begonnen. Die ersten Episoden sind fertig, das Feintuning steht noch aus. SN: Gezeigt werden auch Selbstversuche. In der ersten Folge bin ich diesbezüglich in London auf der Greenwich University bei einer Forschergruppe, die sich mit dem Phänomen der Super-Recognizer beschäftigt, Menschen mit enormem Gedächtnis. Nicht zu verwechseln mit den Savants, den oft autistischen Menschen mit einer Inselbegabung.
Dr. Gernot Grömer, 1975 in Innsbruck geboren, gründete das Austrian Space Forum, dessen Direktor er ist. Außerdem lehrt er Astrophysik an der Universität Innsbruck. Einen Namen gemacht hat sich Grömer auch mit simulierten Mars-Expeditionen, manchen in leitender Funktion. Servus-TV-Zuschauern ist Grömer als Moderator der siebenstündigen Live-Übertragung von Felix Baumgartners Stratosphärensprung 2012 vertraut.