Wofür steht die SPÖ?
Zu „Die Krise der Roten“(SN vom 14. 7.):
Herr Altbundeskanzler Vranitzky traut sich m. E. den Kern des Problems nicht anzusprechen. Nach meinem Dafürhalten weiß heute fast niemand mehr, wofür die SPÖ steht und welche Themen sie begründet vertritt. Grund: Das interne Spannungsfeld zwischen links- und eher rechtsorientierten Positionen innerhalb der SPÖ ist nach außen deutlich sicht- bar offenkundig nicht mehr überbrückbar. Realiter kommt eine Schnittmenge an sozialdemokratischer Politik heraus, mit der nur mehr bis in die Wolle gefärbte Rote etwas anfangen können, die völlig profillos daherkommt und von keinem Politiker mehr authentisch vertreten werden kann. Leistungswillige junge Menschen werden sowieso nicht mehr erreicht. Herr Dr. Kern, dieser gescheite und erfolgreiche Manager, wirkt deshalb bei jedem Satz, den er sagt, unsicher bis hilflos, weil ihm bewusst ist, dass er immer einen Teil seiner Partei verprellen muss.
Für mich ist die SPÖ so lange nicht mehr wählbar, als ich mit meiner Stimme den linken bis kommunistischen Rand mitwählen muss. Anderen geht es wahrscheinlich auch so, auch umgekehrt vermutlich vielen Linken. Es wird so gesehen Zeit, dass sich die Sozialdemokratie teilt. Die Linkslinken sollen sich der KPÖ oder den Grünen anschließen. Eine neue SPÖ soll tatsächlich eine zeitgemäße Programmatik erarbeiten und glaubhaft als Partei (links) der Mitte auftreten.
Das Wählerpotenzial ist auf jeden Fall gegeben. Mit „mehr desselben“von gestern, mit dem Verharren und „Modernisieren“alter Positionen ohne substanzielle strukturelle Erneuerung geht die Sozialdemokratie ihrer Bedeutungslo- sigkeit entgegen. Das kann niemand in Österreich ernsthaft wollen. Dr. Ewald Moser, 5020 Sbg.