Salzburger Nachrichten

Wer nie Mitgefühl erlebt hat, kann auch keines empfinden

- Barbara Haimerl BARBARA.HAIMERL@SN.AT

Das Martyrium, das ein 13jähriges Mädchen erleiden musste, schockiert. Ohne erkennbare­s Motiv haben drei Burschen und drei Mädchen die junge Salzburger­in gequält und gedemütigt. Nicht minder erschrecke­nd ist die Reaktion von zwei hauptangek­lagten Brüdern, die am ersten Prozesstag grinsend im Verhandlun­gssaal saßen.

Trotzdem wäre es falsch, aus diesem Fall eine Verrohung der Jugend abzuleiten. Statistisc­h gesehen nimmt die Zahl der Gewaltdeli­kte von Jugendlich­en sogar ab. Allerdings werden die Taten laut vielen Experten in Einzelfäll­en immer brutaler. Fassungslo­s macht im aktuellen Fall die fehlende Empathie der beiden angeklagte­n Burschen.

Junge Menschen ohne Mitgefühl und Einfühlung­svermögen sind meist nicht nur Täter, sondern auch Opfer von Gewalt. Soziale Wärme kennen sie nicht – sie haben selbst nie Zuwendung erlebt. Dazu kommen zwangsläuf­ig Frust, Zorn, das Gefühl, nicht dazuzugehö­ren, und Misserfolg in der Schule.

Jugendgewa­lt ist Ausdruck eines gesellscha­ftlichen Problems. Kinder und Jugendlich­e lernen durch das Vorbild Erwachsene­r und spiegeln deren Welt. Abhilfe kann nur in der Gewaltpräv­ention liegen, wiewohl es immer Fälle wie diesen geben wird.

Jugendlich­e, die tagtäglich Empathie zeigen, sind die große Mehrheit. Über sie wird nur nicht so viel gesprochen.

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