Ausflug in die Höhle sollte nur eine Stunde dauern
Nach fast einem Monat sind die jungen Fußballer aus der thailändischen Höhle zurück bei ihren Familien. Beim Abschied aus dem Krankenhaus zeigen sie sich erstaunlich munter.
RAI. Sie sind ein starkes Team, die zwölf Mitglieder des Jugendfußballvereins „Wildschweine“und ihr Trainer. Tagelang harrten sie zusammen in der Tropfsteinhöhle Tham Luang-Khun Nam Nang Non aus. Sie lagen nach ihrer Rettung gemeinsam im Krankenhaus. Am Mittwoch wurden alle entlassen, obwohl einige die Klinik schon früher hätten verlassen können. Am Mittwoch kamen sie auch als Team zur Pressekonferenz – alle trugen Dressen mit einem aufgedruckten Wildschwein darauf.
„Nein, ich werde nie wieder in die Höhle gehen“, sagte einer der Buben. „Wir haben gelernt, das wir erst nachdenken müssen, bevor wir etwas unternehmen“, erklärte der 14-jährige Adul Sam-on. Eine Woche lang wurden die Buben und ihr Trainer in einem Krankenhaus in der Stadt Chiang Rai aufgepäppelt, nachdem sie bei einer dramatischen, riskanten, einzigartigen und glücklichen Zufällen zu verdankenden Rettung aus ihrem Verlies tief im Inneren der Tham-Luang-Höhlen geholt worden waren.
„Wir hatten in der Zeit nichts zu essen. Wir haben nur Wasser getrunken“, beschrieb der 25-jährige Trainer Ekkapol Chantawong die Zeit voller Todesangst. Der elfjährige Chanin Wiboonrungrueng, der Jüngste, sagte: „Nach fünf Tagen in der Höhle ist mir eingefallen, dass meine Mutter mich bei der Heimkehr ganz schön schimpfen würde.“
Alle Fragen der streng choreografierten Pressekonferenz, die live im Fernsehen übertragen wurde, mussten bereits einen Tag vorher eingereicht werden, um von Psy- chologen geprüft zu werden. Bei der Pressekonferenz hatten die Organisatoren auch ein Bild von König Vajiralongkorn aufgestellt. Der Monarch hatte seit seiner Ernennung im Oktober des Jahres 2016 noch nie so viel Volksnähe gezeigt wie während der dramatischen Rettungsaktion. Nach Ende der Pressekonferenz mussten alle Geretteten niederknien und ihre Gesichter bis zum Boden beugen.
Dabei sind drei der Buben und ihr Trainer keine Thailänder, sondern staatenlos und können deshalb nicht einmal die Einladung des englischen Fußballclubs Manchester United zu einem Besuch annehmen. Sie besitzen keinen Pass, können kein Bankkonto eröffnen. Reisen ist ausgeschlossen. Wählen geht nicht. Nicht einmal eine legale Heirat ist möglich. „Es gibt mehr als eine halbe Million Staatenlose in Thailand“, sagt der Menschenrechtler Surapong Kongchantuk. Mangels Papieren können sie nur illegal arbeiten. Viele landen in der Fischverarbeitungsindustrie, andere enden als Unterhalter in KaraokeBars, einer harmlos klingenden Umschreibung für Prostitution.
Ein solches Schicksal drohte vor dem Höhlenabenteuer auch dem 14-jährigen Adul Sam-on. Er spricht Englisch, Chinesisch, Thai, Birmanisch und Wa und war der Einzige, der nach ihrer Entdeckung mit den beiden britischen Tauchern kommunizieren konnte, die die Vermissten nach zehn Tagen fanden.
Zumindest können die Staatenlosen und die Geretteten hoffen, dass die Zukunft Gutes bringt. Die Behörden versprachen, ihnen innerhalb von sechs Monaten Thailands Staatsbürgerschaft zu verleihen. Doch erst einmal werden die „13“, wie sie in Thailand genannt werden, für ein paar Wochen als Novizen in buddhistischen Klöstern untertauchen.