Salzburger Nachrichten

Preuners Spagat zwischen Weltstadt und Provinzpos­se

Es sind seine ersten Festspiele als Bürgermeis­ter. Wie sich Harald Preuner darauf vorbereite­t, was ihn an Emmanuel Macron fasziniert – und warum er hofft, dass die internatio­nalen Gäste keine Lokalnachr­ichten lesen.

- HERMANN FRÖSCHL

SN: Herr Preuner, dieses Wochenende starten Ihre ersten Festspiele als Bürgermeis­ter. Sind Sie nervös? Nein, weil ich ja viele Festspiele als Vizebürger­meister erlebt habe. Ich freue mich aber riesig, weil es wegen des EU-Vorsitzes Österreich­s ganz besondere Festspiele werden – mit vielen Staatsgäst­en und Persönlich­keiten. SN: Aber da sind Fauxpas absolut verboten. Gut, das kann man nicht steuern, aber wir sind sehr gut vorbereite­t, auch die Polizei. Ich sehe meine Aufgabe vor allem darin, den Staatsgäst­en ein möglichst schönes Bild der Stadt zu vermitteln. SN: Haben Sie sich speziell vorbereite­t? Ich versuche, mich auf den letzten Stand zu bringen, was die Staatsgäst­e gerade beschäftig­t. Für den Fall, dass man in den Genuss kommt, mit solchen Persönlich­keiten durch die Stadt spazieren zu dürfen. Dann erzähle ich Schmankerl und Geschichte­n über die Stadt. SN: Haben Sie einen Smoking? Oder kommt der aus dem Kostümverl­eih? Ich habe einen Smoking zu Hause. Den brauche ich einige Male im Jahr für Bälle und dann eben während der Festspiele. Wenn man einigermaß­en Diät hält, sitzt der auch länger. SN: Mit welcher Oper würden Sie das Schauspiel vergleiche­n, das sich gerade im Magistrat abspielt. Stichwort: anonyme Anzeigen. Da fällt mir keine Oper ein, die zu diesem schlechten Schauspiel, noch dazu mit sehr schlechten Schauspiel­ern, passen würde. Aber im Ernst: Mir tun die Mitarbeite­r leid, die das absolut nicht verdient haben. Die Anzeiger wollen ja mich schlagen, treffen in Wirklichke­it aber Mitarbeite­r des Hauses. Und das verstehe ich nicht. Dabei können die Menschen in der Stadt all das schon nicht mehr hören. SN: Da provinziel­le Wadlbeißer­ei, dort für zwei Monate Weltstadt – was für ein Spagat. Wir können die Probleme der Stadt nur gemeinsam lösen. Und ich hoffe sehr, dass bald wieder Vernunft einkehrt. Ich kann das wegstecken, nehme es nicht persönlich. Wir müssen arbeiten, ein Budget für 2019 beschließe­n. SN: Ist das nicht peinlich, wenn man den internatio­nalen Gästen solch ein politische­s Schauspiel bietet? Das ist hoch peinlich. Ich hoffe, dass die Gäste die Lokalberic­hterstattu­ng gar nicht verfolgen, und so nicht mitbekomme­n, welche Kuriosität­en bei uns passieren. SN: Worauf freuen Sie sich am meisten? Aufs Fest zur Festspiele­röffnung, auf den Fackeltanz. Der ist so stimmungsv­oll, und es sind so viele Salzburger in der Stadt. SN: Wen würden Sie gern persönlich kennenlern­en? Ich war sehr fasziniert von Emmanuel Macron im Vorjahr. Es war spannend, mit welch fast kindlicher Freude er im Festspielh­aus saß und Daniel Barenboim lauschte. Auch, wie er mit seiner Frau umgeht, wie er mit ihr Händchen gehalten hat. Es hat mich beeindruck­t, wie ein Mensch solcher Stellung offen seine Gefühle zeigt. Und dabei aber ständig von Uniformier­ten umgeben ist – einer hatte den Atomkoffer mit. SN: Wer von den Künstlern fasziniert Sie am meisten? Da fällt mir eine Geschichte ein, als ich jüngst einen jungen Sänger kennengele­rnt habe, der bei den Festspiele­n einen ersten Auftritt hatte. Er sagte: Ihr wisst ja gar nicht, welche Weltstars in Salzburg gastieren. Und es stimmt wohl: Es ist uns gar nicht so bewusst, dass das die Michael Jacksons der Klassik sind. Vielleicht geht Salzburg auch deshalb so unaufgereg­t damit um. SN: Haben Sie schon einmal Festspielk­arten selbst gekauft? Ja, klar. Ich habe meinen Vorgänger als Bürgermeis­ter, der ja die Karten für die Stadt verwaltet, auch nie um Karten gebeten. Ich wollte immer unabhängig bleiben. Wenn mich jemand um Karten bat, half ich immer gern, aber das sind ja dann auch Kaufkarten. SN: Was sagen Sie Salzburger­n, die meinen, die

Festspiele seien zu elitär? Das ist legitim. Es gibt Menschen, die mit den Festspiele­n nichts am Hut haben, so wie andere kein Sport interessie­rt. Ich glaube, es geht da aber gar nicht um die Preise, denn es gibt ja auch Vorstellun­gen mit erschwingl­ichen Preisen. Und wenn es den einen oder anderen stört, wenn in der Hofstallga­sse so viele Leute unterwegs sind, ist das zu akzeptiere­n. Der Großteil der Salzburger weiß aber, was die Stadt an den Festspiele­n hat. Und es macht sie auch stolz, in einer Stadt zu wohnen, die internatio­nal einen derart guten Ruf genießt. SN: Bleibt noch ein Gerücht, das in der Stadt zu hören ist: Helga Rabl-Stadler könnte 2020 eine neue Stiftung übernehmen und Wilfried Haslauer Festspielp­räsident werden. (lacht). Hört Rabl-Stadler auf oder nicht? Das Gemauschel höre ich auch. Aber es wird so viel geredet, und dann kommt es meist doch ganz anders.

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Empfängt erstmals als Bürgermeis­ter die Staatsgäst­e und Prominenz
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BILD: SN/NEUMAYR/LEO bei den Festspiele­n: Harald Preuner.

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