Wandern mit St. Basti
Bericht eines verunsicherten Pilgers aus dem steirischen Hügelland.
Wie schön waren die seligen Zeiten, in denen dereinst der unvergessene Hansi mit uns, seiner Schar an Jüngern und noch viel mehr Älteren über die Matten der Kitzbühler Almen zog und seine eigene im Sommerwind flattern ließ, dass es eine hellblondierte Freude war. Dann ließ uns Hansi im Stich und es folgten sieben magere Jahre. Aber jetzt, endlich, haben wir wieder einen strahlenden Leitstern gefunden, der uns anbetungswütigen Pilgern den Wanderweg weist.
Unser jugendlicher Kanzler Sebastian, wir nennen ihn ehrfurchtsvoll St. Basti, wandelte neulich mit uns über sanfte steirische Hügel. Am Anfang war es wundervoll, doch bald fielen mir einige Ungereimtheiten auf. Ich war mir zum Beispiel sicher, er würde uns nicht um, sondern einfach über den ersten Fischteich führen oder zumindest das Wasser mit seinem Wanderstock teilen wie einst Moses, als er die Seinen in das gelobte Land jenseits des Meeres lotste. Doch er benutzte zur Enttäuschung aller den gewöhnlichen, markierten Weg am Ufer.
Das machte mich stutzig und ab da beobachtete ich ihn ganz genau – und plötzlich konnte ich es sehen: Auf St. Bastis Stirn standen, zwar ganz winzig, aber doch eindeutig zu erkennen, zwei glänzende Schweißperlen. Das war eigentlich unmöglich, denn jedes kindliche Gemüt weiß, dass reine Lichtgestalten nicht von dieser Welt sind und deshalb gar nicht schwitzen können – niemals nie nicht –, sie können nur strahlen, und zwar so hell, dass eher die Sonne ins Schwitzen gerät. Seitdem nagt der fette Biber des Zweifels an den Grundpflöcken meines türkisen Allerweltbilds. Sollte Sebastian Kurz am Ende doch nur ein Mensch sein? Und wer rettet dann das Abendland, die Welt und das Universum?