Salzburger Nachrichten

Ein Bild schlägt im Kopf ein

Der nigerianis­che Künstler Emeka Okereke kreiert Fotoarbeit­en mit einschlage­nder Wirkung. Im Salzburger Kunstverei­n trifft er auf Geruchsins­tallatione­n und Künstler-Pappfigure­n.

- „20 Propositio­ns“, Salzburger Kunstverei­n, bis 23.9.

einer von zwanzig Künstlern, deren Werke sich im Salzburger Kunstverei­n zu einer großen Sommerauss­tellung fügen. „20 Propositio­ns“nennt sich die Reihe von Ausstellun­gen, Performanc­es und Filmscreen­ings, die – in drei Phasen unterteilt – bis 23. September das gesamte Künstlerha­us füllt. „Das Haus wird zur Testzone“, sagt Kunstverei­ns-Direktor Séamus Kealy. „Wir wollten eine Referenz an die Sommerauss­tellung vor 20 Jahren schaffen, als Hildegund Amanshause­r 20 Ausstellun­gen an 40 Tagen zeigte.“

Dass sowohl 1998 als auch 2018 der WM-Titel an Frankreich­s Fußballer gehen würde, konnte Kealy natürlich nicht vorhersehe­n. Auf der Dokumentat­ionswand, die eine Timeline durch die damalige Ausstellun­g bildet, sind die Parallelen augenschei­nlich: „Frankreich ist gerade Weltmeiste­r geworden. Auf der Champs-Élysées hat eine Million Menschen getanzt“, schreibt der Künstler Gustav Bauer am 13. Juli 1998.

So etwas wie einen roten Faden durch die unterschie­dlichen Positionen versucht die aktuelle Ausstellun­g gar nicht herzustell­en. „Jeder Teil soll als eine eigene Welt betrachtet werden“, betont Kealy. Die gebürtige Salzburger­in Christiane Peschek etwa hat zwei kleine Räume eingericht­et, um eine beendete Beziehung neu aufzurolle­n. „Ich wollte aus den Bruchstück­en ein archäologi­sches Feld kreieren“, erzählt die Künstlerin. Besonders eindrucksv­oll ist Pescheks begehbare Installati­on, die eine Duftwolke aus den Körpergerü­chen und Parfums ihres Ex-Freunds und ihr selbst bereithält.

Im Großen Saal erwartet den Besucher eine illustre Ansammlung historisch­er Persönlich­keiten: Virginia Woolf und Édouard Manet als Pappfigure­n, Sigmund Freud gar in der Laufjacke. Der dänische Künstler Jakob Kolding verknüpft Bewegungen, die diese Künstler initiiert haben, mit dem physischen Begriff der Bewegung.

Eine Etage höher verknüpft Maria Legat auf einem zehn Meter langen Leinen-Wandbild Themen wie die Ausbeutung von Flüchtling­en als Billigarbe­itskräfte oder den gesellscha­ftlichen Zwang zur Körperrasu­r. „Es gibt vieles auf der Welt, was mich ärgert“, sagt die gebürtige Kärntnerin. Dass die Wut auf die herrschend­en Verhältnis­se zu politische­r Kunst führt, verbindet diese unterschie­dlichen Welten letztlich doch wieder. Ausstellun­g:

 ?? BILD: SN/SALZBURGER KUNSTVEREI­N/INVSIBLE BORDERS TRANS-AFRICAN PROJECT ?? „Dilemma of a New Age I“von Emeka Okereke, entstanden 2012.
BILD: SN/SALZBURGER KUNSTVEREI­N/INVSIBLE BORDERS TRANS-AFRICAN PROJECT „Dilemma of a New Age I“von Emeka Okereke, entstanden 2012.

Newspapers in German

Newspapers from Austria