Geld macht erdenschwer
Mit Fantasie und vielfältiger Kunst darf man erkunden: Was kann Geld?
Nur mit Geld kann man fliegen, denn kein Flugticket lässt sich ohne Geld erwerben. Zugleich genügt nicht einmal Geld, um zu fliegen. Der Künstler Michail Michailov hätte versucht, sich mit Geldscheinen Flügel zu verschaffen. In seinem Video „Butterfly“wird sichtbar, wie wenig ihm das Geld hilft, leicht wie ein Schmetterling zu werden. Trotz der Sehnsucht liegt der von Geld Umgebene erdenschwer auf dem Boden.
Was ist Geld? Was hilft Geld? Was macht Geld mit uns? Wozu brauchen wir Geld? Diesen Fragen kann man ab nächster Woche in der Salzburger Landesgalerie im Traklhaus in einer opulenten, fantasievollen, vielfältigen Sommerausstellung nachgehen. Werke von neunzig Künstlerinnen und Künstlern, von denen einige dafür geschaffen worden sind, sowie Leihgaben aus einer Berliner Privatsammlung, der Galerie Ropac und einigen Salzburger Museen hat Dietgard Grimmer, Leiterin von Kunst im Traklhaus, zusammengestellt, um ihre sechste Themenausstellung zu gestalten. Nach Schuhen, Essen, Tieren, Musik und Stühlen ist heuer Geld dran.
Sogar von einem der prononciertesten Geldkünstler, Joseph Beuys, gastieren im Traklhaus drei Banknoten: Er hat mit Filzschrift auf eine 20-DM-Note und auf einen 10.000Lire-Schein seine gloriose Formel „Kunst=Kapital“und seine Unterschrift draufgesetzt. Damit ist ihm ein dreifacher Streich gelungen: Erstens hat er das Papier so fett schwarz beschrieben, dass es kaum mehr als Banknote akzeptabel wäre. Zweitens hat er sie zu sammelund museumstauglicher Kunst gemacht, und so das Geld seinem eigentlichen Kreislauf entzogen. Drittens vermittelt er die Einsicht, dass Geld – sowie das als Kapital angesammelte Geld – nicht aus Papier oder Metall besteht, sondern Ausdruck einer Beziehung ist. Wie Geld nichts ist ohne Gläubiger und Schuldner, so ist Kunst nichts ohne Künstler und Betrachter.
Wem das zu viel kunst- und geldtheoretischer Denksport ist, der kann sich im Traklhaus auch an einem Gugelhupf aus geschreddertem Geld delektieren oder sein Gespür für einen Geldschein anhand einer „One Minute Sculpture“Erwin Wurms verfeinern. Wie im Vorjahr auf der Biennale in Venedig darf man als Besucher selbst Skulpteur werden: Hier darf man eine 20Euro-Note aufstellen. Ausstellung: Performance: