Das Straßentheater stürzt ins Vulgäre ab
„Unsere Gesellschaft wird immer vulgärer und oberflächlicher“, kritisiert Nasreen Sazwari. Sie ist eine Muslima, die den britischen Thronfolger heiraten soll, womit sie die britische Staatsräson und mit ihr heuer auch das Salzburger Straßentheater gehörig durcheinanderbringt. Gespielt wird das Stück „König der Herzen“, eine britische Komödie, die selbst schon trivial ist, doch in der ab diesem Wochenende durch Stadt und Land ziehenden Inszenierung von Georg Clementi – der noch dazu in der Hauptrolle des Premierministers auf der Bühne den Ton angibt – zu dem wird, was auch Nasreen beklagt: vulgär und oberflächlich.
Witze werden wie mit dem Hammer verteilt, Lügen werden so penetrant vorgetragen, dass sie sogar Zuschauer mit Brett vor dem Kopf durchschauen. Und „Scheiß“als Vorsilbe und Hauptwort begleitet fast jede Szene. Sollte es ausbleiben, kommt ein anderes Fäkalwort zum Einsatz – wie „Arschloch!“Das brüllt Arthur, Bruder des Thronfolgers, den der Jüngste der Truppe, Paul Clementi, als immer sturzbesoffenen Alkoholiker spielt.
Eigentlich wären vorzügliche Darsteller in der Truppe wie Christiane Warnecke und Olaf Salzer vom Schauspielhaus Salzburg; aber von deren Können kommt in den simplen Szenen wenig zum Vorschein. Auch Michael Nowack und Anja Clementi geben mit Verve ihren Rollen Kontur – er den loyalen Sekretär des Königs, der aufbraust, wenn die Würde seines Herrn verletzt wird, und sie als zickige wie zackige Assistentin des Premierministers. Allerdings wirft auch sie mit Wörtern wie „Scheiß-Erzbischof“, „scheiß-korrekt“und „Scheiß-Puff“um sich.
Der Plot wäre interessant: Der König liegt im Sterben, sein ältester Sohn will Nasreen Sazwari heiraten. Da brechen Vorurteile aus. Der in panischer Angst vor Terror gezüchtete Hass auf Muslime tritt hervor, der jede Unterscheidung von Islam und Islamismus meidet. Einwände gibt es zwar, etwa von Nasreen oder der Oppositionspolitikerin. Doch die sind zu klein und zu rar, sodass in den eineinviertel Stunden die Plattheit dummer Animosität und egomanischen Ehrgeizes die Oberhand behält. Theater: