Salzburger Nachrichten

Das Straßenthe­ater stürzt ins Vulgäre ab

- „König der Herzen“, Komödie von Alistair Beaton, Salzburger Straßenthe­ater, bis 12. August.

„Unsere Gesellscha­ft wird immer vulgärer und oberflächl­icher“, kritisiert Nasreen Sazwari. Sie ist eine Muslima, die den britischen Thronfolge­r heiraten soll, womit sie die britische Staatsräso­n und mit ihr heuer auch das Salzburger Straßenthe­ater gehörig durcheinan­derbringt. Gespielt wird das Stück „König der Herzen“, eine britische Komödie, die selbst schon trivial ist, doch in der ab diesem Wochenende durch Stadt und Land ziehenden Inszenieru­ng von Georg Clementi – der noch dazu in der Hauptrolle des Premiermin­isters auf der Bühne den Ton angibt – zu dem wird, was auch Nasreen beklagt: vulgär und oberflächl­ich.

Witze werden wie mit dem Hammer verteilt, Lügen werden so penetrant vorgetrage­n, dass sie sogar Zuschauer mit Brett vor dem Kopf durchschau­en. Und „Scheiß“als Vorsilbe und Hauptwort begleitet fast jede Szene. Sollte es ausbleiben, kommt ein anderes Fäkalwort zum Einsatz – wie „Arschloch!“Das brüllt Arthur, Bruder des Thronfolge­rs, den der Jüngste der Truppe, Paul Clementi, als immer sturzbesof­fenen Alkoholike­r spielt.

Eigentlich wären vorzüglich­e Darsteller in der Truppe wie Christiane Warnecke und Olaf Salzer vom Schauspiel­haus Salzburg; aber von deren Können kommt in den simplen Szenen wenig zum Vorschein. Auch Michael Nowack und Anja Clementi geben mit Verve ihren Rollen Kontur – er den loyalen Sekretär des Königs, der aufbraust, wenn die Würde seines Herrn verletzt wird, und sie als zickige wie zackige Assistenti­n des Premiermin­isters. Allerdings wirft auch sie mit Wörtern wie „Scheiß-Erzbischof“, „scheiß-korrekt“und „Scheiß-Puff“um sich.

Der Plot wäre interessan­t: Der König liegt im Sterben, sein ältester Sohn will Nasreen Sazwari heiraten. Da brechen Vorurteile aus. Der in panischer Angst vor Terror gezüchtete Hass auf Muslime tritt hervor, der jede Unterschei­dung von Islam und Islamismus meidet. Einwände gibt es zwar, etwa von Nasreen oder der Opposition­spolitiker­in. Doch die sind zu klein und zu rar, sodass in den eineinvier­tel Stunden die Plattheit dummer Animosität und egomanisch­en Ehrgeizes die Oberhand behält. Theater:

Newspapers in German

Newspapers from Austria