Was uns noch vor „Watergate“erschütterte
Die Presse als vierte Macht im Staat – nie war dieser Satz wertvoller als heute, da Fake News, gelenkte Informationen und alternative Wahrheiten nicht nur in den USA von The Donald im Raum stehen. Den selbstreinigenden Effekt einer Nation durch wachsame Zeitungen haben gerade die Vereinigten Staaten schon des Öfteren erlebt. Die Aufdeckung von „Watergate“, enthüllt von Bob Woodward und Carl Bernstein von der „Washington Post“, gilt immer noch als Paradebeispiel des investigativen Journalismus.
Aber kurz vor „Watergate“stand die Zeitung aus der Hauptstadt schon einmal im Brennpunkt eines nicht minder großen politischen Skandals, an den Steven Spielbergs jüngster Thriller erinnert: „Die Verlegerin“, im Original „The Post“genannt.
Der Film beginnt 1966 in Vietnam, untermalt ausgerechnet von Klängen des „Green River“von Creedence Clearwater Revival. Es ist ein Krieg, dessen Verschleierung durch die JohnsonRegierung in den streng geheimen „Pentagon Papers“des US-Verteidigungsministeriums festgehalten wird. Die „New York Times“, ein Fixstern in der amerikanischen Zeitungswelt, Streiterin für Demokratie, Freiheit und Gerechtigkeit, bringt zwei Tage lang Auszüge aus dem Bericht über Lügen der Regierung, ehe diese die Veröffentlichung untersagt. Dann setzt aber der schärfste Konkurrent der „Times“, die „Washington Post“, die Veröffentlichungen trotz enormen politischen Drucks fort. Es ist eine einsame, aber mutige Entscheidung der Herausgeberin Katharine Graham (Meryl Streep), unterstützt von ihrem Chefredakteur Ben Bradlee (Tom Hanks).
Dieser meisterlich inszenierte Stoff hat beinahe das politische Kaliber des „Watergate“-Skandals, gestattet aber vor allem auch packende Einblicke in die Mechanismen und das Selbstverständnis des angloamerikanischen Journalismus. Wie bei Spielberg üblich leider etwas zu pathetisch gehalten, aber dennoch außerordentlich spannend umgesetzt.
„Die Verlegerin“– The Post, Universal Blu-ray Disc, 117 Minuten