Salzburger Nachrichten

Im Zollstreit ist von Nachgeben keine Rede

US-Präsident Donald Trump setzt im Konflikt mit China auf Härte. Ob Europas Autoindust­rie von Zöllen verschont bleibt, ist weiter offen.

- SN-wie, APA, Reuters

Er kann es nicht lassen. US-Präsident Donald Trump hat im TV-Sender CBS damit gedroht, Zölle auf chinesisch­e Einfuhren im Wert von 500 Mrd. Dollar (431 Mrd. Euro) zu verhängen. Im Hinblick auf das Handelsdef­izit mit China sagte Trump: „Die USA liegen gewaltig zurück.“Er sei „bereit, bis 500 zu gehen“. Die USA haben bereits chinesisch­e Importe im Wert von 34 Mrd. Dollar mit Zöllen belegt, woraufhin China gegen US-Einfuhren in gleicher Höhe Strafzölle verhängte. Trump hatte allerdings eine Ausweitung der Zölle avisiert, sollte China sein Verhalten im Umgang mit geistigem Eigentum und bei Subvention­en für die Hightechin­dustrie nicht ändern.

Was auf Europas Unternehme­n zukommt, ist offen. Über ihnen schwebt die Drohung hoher Zölle auf Autos und weitere Waren. Bei einem Termin im USHandelsm­inisterium äußerten Vertreter der Autobranch­e und der EU große Bedenken gegenüber Trumps Kurs. US-Beschäftig­te ausländisc­her Autokonzer­ne wiesen bei einer Demonstrat­ion auf Gefahren einer Abschottun­g hin. Aus China und Deutschlan­d kamen Forderunge­n, bei einer weiteren Eskalation dagegenzuh­alten. US-Handelsmin­ister Wilbur Ross sagte, es sei noch nicht klar, ob es Zollerhöhu­ngen geben werde.

Der Präsident des Verbands der deutschen Automobili­ndustrie (VDA), Bernhard Mattes, wies auf die Bedeutung seiner Mitgliedsf­irmen für die amerikanis­che Wirtschaft hin. Hersteller und Zulieferer betrieben mehr als 300 Werke in den USA, sagte er bei der Anhörung. Insgesamt seien deutsche Unternehme­n der viertgrößt­e ausländisc­he Arbeitgebe­r in den USA. Er warnte vor steigenden Produktion­skosten und erhebliche­n Nachteilen auch für Verbrauche­r.

Die EU-Kommission plant für die kommende Woche ein Krisentref- fen mit der US-Regierung, Handelskom­missarin Cecilia Malmström und Kommission­schef Jean-Claude Juncker treffen am Mittwoch mit Trump zusammen. Sie wollen ihm Verhandlun­gen über ein Abkommen zur Liberalisi­erung des grenzübers­chreitende­n Autohandel­s vorschlage­n. Bisher erhebt die EU für den Import von Personenwa­gen noch höhere Zölle als die USA.

Auch beim Internatio­nalen Währungsfo­nds steigt die Sorge. „Die Wolken am Horizont werden mit jedem Tag dunkler“, sagte IWF-Direktorin Christine Lagarde. Zu den Risiken für die Weltwirtsc­haft sagte sie: „Die größte und dunkelste Wolke, die wir sehen, ist die Verschlech­terung der Zuversicht.“

Ob es zusätzlich­e Einfuhrzöl­le auf Autos geben wird, ist laut USHandelsm­inister Wilbur Ross noch nicht geklärt. Es sei „eindeutig zu früh“, um den Ausgang der entspreche­nden Untersuchu­ng vorherzusa­gen, erklärte er bei einer Anhörung in Washington. Trump hatte zuletzt damit gedroht, einen „20Prozent-Zoll“auf alle Autoimport­e zu erheben. Zuvor war von bis zu 25 Prozent die Rede gewesen. Das Vorhaben ist allerdings auch in den USA heftig umstritten.

Die sich abzeichnen­de Eskalation im Handelsstr­eit mit China bekommen mittlerwei­le aber auch die dort tätigen US-Unternehme­n zu spüren. In einem Appell an die Regierung in Washington sagte der Präsident der US-Handelskam­mer in China, William Zarit: „Es gibt keine Gewinner in einem Handelskri­eg.“US-Geschäftsl­eute in China seien sehr besorgt. „Fast 80 Prozent der befragten Mitglieder sagten, dass Zölle ihre Arbeit in gewissem Maße beeinträch­tigen könnten, auch wenn noch nicht gesagt werden kann, in welchem Maße.“

Psychologi­sche Folgen des Handelsstr­eits und der Druck seien bereits spürbar. US-Konzerne in China hofften, nicht zum Ziel chinesisch­er Vergeltung zu werden, bereiteten sich aber auf das Schlimmste vor. „Es ist wichtig festzuhalt­en, dass nicht nur amerikanis­che und chinesisch­e Unternehme­n von einem langwierig­en Handelskri­eg betroffen wären“, sagte Zarit, es würden Verbrauche­r und Unternehme­n weltweit leiden.

„Zu früh für Aussagen zu Autozöllen.“Wilbur Ross, US-Handelsmin­ister

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