Kulturell auf der Höhe
In der Salzburger Bergwelt lassen sich immer häufiger kunstvolle Highlights erwandern, ob bei der Alm:Kultur in Saalfelden, bei den TONspuren in Leogang oder bei sommer.frische.kunst in Bad Gastein.
Ein lauer Juliabend. Nicht freilich auf 2000 Metern Höhe, wenn hoch über Leogang das Steinerne Meer und die Leoganger Steinberge den Hintergrund einer Bühne bilden, auf der Dreamers’ Circus zum Folk aufgeigt. Überwiegend Einheimische, doch auch Gäste lauschen dem mit Klassikelementen garnierten Konzert der jungen Skandinavier. Nur mit dem Applaus ist es so eine Sache, ist das Publikum doch dick in Decken gehüllt. Der Begeisterung für die TONspuren tut das keinen Abbruch. Mussten im Vorjahr alle Aufführungen nach innen verlegt werden, funktionierte heuer schon die zweite Aufführung im Freien.
Die wenigsten sind zu Fuß nach oben gewandert, das sonst beliebte E-Bike kam ohnehin kaum infrage. Denn wenn das TONspuren-Konzert aus ist, ist die Sonne längst hinter den Bergen verschwunden. Ohnehin zahlen alle Besucher mit dem Eintritt pauschal die Auf- und Abfahrt mit der Asitzbahn sowie die obligate Suppe danach im Bergrestaurant Alte Schmiede.
„Wir liegen bei 32 bis 39 Euro für das Paket, kostendeckend ist es nicht. Aber die TONspuren sind uns wichtig“, sagt Leogangs BergbahnGeschäftsführer Kornel Grundner. Gewachsen aus einem Theaterfestival, regiert seit Jahren die Musik. Trotzdem dominieren im Publikum Einheimische. „Wir haben alljährlich nur zwei Events, die effektiv zusätzliche Gäste in die Region locken: Das Jazzfestival Ende August und kurz darauf den Downhill-Weltcup“, sagt Daniela Neumayer von der Saalfelden Leogang Touristik. Alles andere, wie die TONspuren und die von ihr selbst programmierte Alm:Kultur, sei jedoch in Form zusätzlicher Urlaubserlebnisse extrem wertvoll. Diese geben dem Wandern neue Anreize. Bei der Alm:Kultur treffen während der Schulferien jeden Freitag um 13 Uhr Wanderer, Biker, Einheimische und Gäste zusammen. Meist, um ein Konzert zu erleben, aber es kann auch mal ein Schnitzkurs programmiert sein. Am 7. September werden australische Musiker mit ihren Instrumenten drei Stunden zur PeterWiechenthaler-Hütte pilgern, um dort zu musizieren. „Wir organisieren Alm:Kultur vom Tourismusverband aus, um Almen zu beleben, die nicht mit Liften erreichbar sind“, sagt Neumayer, die auch das Jazzfestival Saalfelden organisatorisch verantwortet.
Beim berühmten Jazzfestival spielt sich längst nicht mehr alles in Congress und Nexus ab. Die Hälfte der 40 Konzerte sind frei zugänglich: in neuen Locations wie der Buchhandlung Wirthmiller bis hin zu den schon traditionellen Almkonzerten am 25. und 26. August. Durch das Theaterfestival Volxommer im August gibt es in Saalfelden einen weiteren künstlerischen Aspekt. „Teilweise findet das in einem Zirkuszelt statt. Das werden wir erstmals auch im Winter nutzen, wenn wir dort den ,Zauberer von Oz‘ aufführen“, verrät Grundner ein neues Kulturprojekt der Bergbahnen. Auch wenn bei den Skifahrern der Sport im Vordergrund steht, erhofft er sich für das kindgerechte Stück ausreichend Nachfrage.
Eher Radler als Wanderer kommen beim Museum in LeogangHütten vorbei. Unter der Ägide von Museumsdirektor Hermann Mayrhofer ist aus dem ursprünglich rein dem Bergbau der Region gewidmeten Dorfmuseum eine Kulturstätte internationalen Rangs geworden. 2019 wird der zusätzlich zum historischen Gebäude unterirdisch angelegte 250 Quadratmeter große Ausstellungsraum mit einem ebenfalls denkmalgeschützten Nebengebäude verbunden. Dieses wird gerade, so gefühlvoll es der Bauzustand zulässt, um 3,5 Mill. Euro erneuert.
Stolz ist Mayrhofer vor allem auf die internationale Anerkennung: „Wir haben Leihobjekte vom Louvre, präsentieren die hochwertige Gotik-Sammlung der Stiftung Leopold und mit der Eröffnung des neuen Hauses schaffen wir eine Großausstellung mit der Nationalgalerie in Prag.“Thematisch werde es um das Thema Bergbau-BischofKaiser gehen, die Dauerausstellung in Hütten wird als „Blühender Berg- bau – blühende Kunst“vermarktet.
Gemälde müssen nicht 500 Jahre überstehen, um Urlauber zu begeistern. Das sich zunehmend als junge Künstlerkolonie profilierende Bad Gastein hat noch bis Ende Juli Außergewöhnliches zu bieten: Im alten Kraftwerk sind sieben Stipendiaten als Artists in Residence zu sehen. Etwa die Künstlerinnen Frederike von Cranach und Magda Krawcewicz, die sich mit dem Gästebesuch von 50 bis 70 Menschen pro Tag durchaus anfreunden können. „Gerade die Kinder stellen spannende Fragen“, erzählt die in Hamburg lebende Polin Krawcewicz. Noch im gesamten Sommer können sich Besucher im Rahmen von sommer.frische.kunst an den im Kraftwerk entstandenen Kunstwerken erfreuen. Zusätzlich wird die Kunstmeile durch eine wachsende Zahl an Galerien und das vom Land Salzburg unterstützte Projekt Kunst in der Auslage in Bad Gastein angereichert. Fiona Crestani, in Saalfelden lebende Neuseeländerin, wurde unter 70 Einreichungen erkoren, das ehemalige Juweliergeschäft im ungenutzten „Badeschloss“spektakulär zu gestalten.
„TONspuren sind uns wichtig.“Kornel Grundner, Bergbahnen Leogang