Salzburger Nachrichten

Vom Glück getroffen

- Helmut Kretzl

ICHbin ein Glückspilz. Jetzt ist Glück ja gut, Pilz zuletzt aber eher eine ambivalent­e Sache. Denn der kann bekanntlic­h auch giftig sein, spalten oder sonstige Dinge tun – oder auch nicht, wer weiß das schon so genau, außer vielleicht Schwammerl-Experte Hugo Portisch? Passender als ein Pilz hinterm Glück wäre deshalb ein Vogel, weil dasselbe bekanntlic­h ja auch ein Vogerl ist. Dieses Tier ist aber schon für den Pechvogel reserviert. Vielleicht aus der Erfahrung, dass manchmal ein Spatzerl im Vorbeiflie­gen ein Patzerl fallen lässt – aber lassen wir das, möglicherw­eise sitzen Sie ja gerade beim Frühstück.

Die Glückswell­e, auf der ich gerade reite, begründet sich nicht nur darauf, dass ich für diese wunderbare Zeitung arbeiten darf, die auch unbestritt­en die kompetente­ste und interessan­teste Leserschaf­t des Landes aufzuweise­n hat. Auch nicht auf meine private Situation, über die zu schreiben den bescheiden­en Rahmen hier sprengen würde. Ich beschränke mich nur auf ein singuläres Ereignis, auf das viele ein Leben lang hinarbeite­n und für das sie viel Geld in die Hand nehmen. Und dieser Glücksfall hat jetzt ausgerechn­et mich getroffen. Ich habe im Lotto gewonnen.

Völlig unverdient, das gebe ich zu. Ich habe den Lottogewin­n weder anvisiert noch mich angepirsch­t wie ein Jäger an einen Hirsch. Es hat mich zufällig erwischt, so wie andere ein Pfeil des Liebesgott­es Amor, um nicht schon wieder ein Vogelpatze­rl auf der Zeitung zu haben – verzeihen Sie! Ich bin nämlich neulich von wohlmeinen­den Menschen mit Lottozahle­n beschenkt worden, die der Computer per Zufallsgen­erator ausgespuck­t hat. An dem Prozess war ich zwei Mal vollkommen unbeteilig­t, ich komme also gleich doppelt wie die Jungfrau zum Kind, zu unverschul­deten Zwillingen gewisserma­ßen. Eine klassische Win-win-Situation, könnte man sagen. Oder Win-win in Wien.

Aber bevor Sie mir jetzt allzu überschwän­glich gratuliere­n und Ihnen bei dieser Gelegenhei­t vielleicht auch gleich einfällt, dass wir beide schon seit vielen Jahren allerbeste Freunde sind und uns seinerzeit fix ausgemacht haben, einen etwaigen Lottogewin­n großzügig zu teilen, muss ich Ihnen gestehen, dass ich trotzdem noch immer leider kein Millionär bin.

Ich habe zwar sechs richtige Zahlen bei 6 aus 45 auf meinem Schein, aber leider nicht in einem, sondern verteilt auf zwei Tipps. Und meine zwei Dreier ergeben zusammen einen Gewinn von 13,30 Euro. Gut, geteiltes Glück ist doppeltes Glück. Somit könnte ich schon meinen Lottogewin­n mit Ihnen auf den Kopf stellen und Sie auf Kaffee und Kuchen einladen – in einem günstigen Kaffeehaus. Vielleicht geht sich ja sogar noch ein Glückskeks aus.

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