Vom Glück getroffen
ICHbin ein Glückspilz. Jetzt ist Glück ja gut, Pilz zuletzt aber eher eine ambivalente Sache. Denn der kann bekanntlich auch giftig sein, spalten oder sonstige Dinge tun – oder auch nicht, wer weiß das schon so genau, außer vielleicht Schwammerl-Experte Hugo Portisch? Passender als ein Pilz hinterm Glück wäre deshalb ein Vogel, weil dasselbe bekanntlich ja auch ein Vogerl ist. Dieses Tier ist aber schon für den Pechvogel reserviert. Vielleicht aus der Erfahrung, dass manchmal ein Spatzerl im Vorbeifliegen ein Patzerl fallen lässt – aber lassen wir das, möglicherweise sitzen Sie ja gerade beim Frühstück.
Die Glückswelle, auf der ich gerade reite, begründet sich nicht nur darauf, dass ich für diese wunderbare Zeitung arbeiten darf, die auch unbestritten die kompetenteste und interessanteste Leserschaft des Landes aufzuweisen hat. Auch nicht auf meine private Situation, über die zu schreiben den bescheidenen Rahmen hier sprengen würde. Ich beschränke mich nur auf ein singuläres Ereignis, auf das viele ein Leben lang hinarbeiten und für das sie viel Geld in die Hand nehmen. Und dieser Glücksfall hat jetzt ausgerechnet mich getroffen. Ich habe im Lotto gewonnen.
Völlig unverdient, das gebe ich zu. Ich habe den Lottogewinn weder anvisiert noch mich angepirscht wie ein Jäger an einen Hirsch. Es hat mich zufällig erwischt, so wie andere ein Pfeil des Liebesgottes Amor, um nicht schon wieder ein Vogelpatzerl auf der Zeitung zu haben – verzeihen Sie! Ich bin nämlich neulich von wohlmeinenden Menschen mit Lottozahlen beschenkt worden, die der Computer per Zufallsgenerator ausgespuckt hat. An dem Prozess war ich zwei Mal vollkommen unbeteiligt, ich komme also gleich doppelt wie die Jungfrau zum Kind, zu unverschuldeten Zwillingen gewissermaßen. Eine klassische Win-win-Situation, könnte man sagen. Oder Win-win in Wien.
Aber bevor Sie mir jetzt allzu überschwänglich gratulieren und Ihnen bei dieser Gelegenheit vielleicht auch gleich einfällt, dass wir beide schon seit vielen Jahren allerbeste Freunde sind und uns seinerzeit fix ausgemacht haben, einen etwaigen Lottogewinn großzügig zu teilen, muss ich Ihnen gestehen, dass ich trotzdem noch immer leider kein Millionär bin.
Ich habe zwar sechs richtige Zahlen bei 6 aus 45 auf meinem Schein, aber leider nicht in einem, sondern verteilt auf zwei Tipps. Und meine zwei Dreier ergeben zusammen einen Gewinn von 13,30 Euro. Gut, geteiltes Glück ist doppeltes Glück. Somit könnte ich schon meinen Lottogewinn mit Ihnen auf den Kopf stellen und Sie auf Kaffee und Kuchen einladen – in einem günstigen Kaffeehaus. Vielleicht geht sich ja sogar noch ein Glückskeks aus.