Geschichten, die die Festspiele schreiben
Zu teuer, eine willkommene Belebung der Stadt oder einfach nur gut fürs Geschäft? Neun Salzburger erzählen, was sie mit der Festspielzeit verbinden.
SALZBURG-STADT. „Ist das der Moretti?“, fragt WürstelstandWirtin Martina Verma mehr sich selbst als ihre Gäste. Sie kneift die Augen zusammen, um besser sehen zu können. Tatsächlich! Nur wenige Meter entfernt von ihrem Würstelstand auf dem Universitätsplatz nimmt ein Motorradfahrer den Helm ab und schüttelt die Frisur zurecht: Es ist Tobias Moretti, der Jedermann der Salzburger Festspiele. „So früh schon Würstel essen?“, ruft er der Wirtin und ihren Gästen zu. Alle lächeln, Tobias Moretti verschwindet zwischen den Marktständen. „Jetzt ist er da, der Festspielsommer“, sagt Martina Verma. Für sie bedeutet das mehr Arbeit und länger offen zu halten, denn manche Festspielgäste verschlägt es während einer Vorstellungspause oder auch davor an ihren Würstelstand. „Die Festspielzeit ist aber eine nette Zeit. Die Arbeiter, die die „Jedermann“-Bühne aufgebaut haben, kommen jedes Jahr wieder zu mir. Und auch sonst sind viele kuriose Gestalten unterwegs. Straßenkünstler und elegante Menschen.“
Die Prominenz und ihre Mode beschäftigen Fiaker Walter Borrmann. „Up to date sein gehört da für mich dazu.“Er hatte schon eine thailändische Prinzessin und den früheren Bundespräsidenten Heinz Fischer in seiner Kutsche. Walter Borrmann nimmt sich beim Fest zur Festspieleröffnung jedes Jahr frei. Dabei gebe es viel zu sehen, so viel zu erleben, „da bin ich mittendrin“. Den Rummel in der Stadt und dass vor allem abends mehr los ist, findet Verkäuferin Bettina Egger schön – auch wenn sie selbst nicht mittendrin ist. „Den ,Jedermann‘ würde ich mir schon gern einmal anschauen“, sagt sie. Nur: Man bekomme keine Karten, und wenn, dann seien sie zu teuer. Sozusagen Tür an Tür mit dem „Jedermann“lebt Kunstmaler Igor Zindovic. Seit 26 Jahren verbringt er acht Monate im Jahr vor den Dombögen. Er hat schon viele Schauspieler gezeichnet – Veronika Ferres, Peter Simonischek, Cornelius Obonya, Ben Becker oder Nicholas Ofczarek – und auch die Szenen aus dem „Jedermann“inspirieren ihn immer