Die Jugend ist besser als ihr Ruf
Wenn sie negativ auffällt, hat das sehr viel mit den Generationen vor ihr zu tun. Und deren Erfolg oder Versagen.
Verallgemeinernde Aussagen sind immer problematisch. Hier sei – bewusst und als Provokation – dennoch eine gewagt: Die Jugend von heute ist spitze! So gut ausgebildet und sozial kompetent war in Europa noch keine Generation vor ihr.
Und das, obwohl in der öffentlichen Wahrnehmung ein anderes, hässliches Bild von der Jugend dominiert. Ein Bild, das gezeichnet wird von Fällen wie diesem: Sechs Salzburger Jugendlichen wird vorgeworfen, ein 13-jähriges Mädchen stundenlang gequält zu haben. Nicht nur die Tat schockiert, sondern auch das Grinsen, mit dem zwei der jungen Angeklagten die Vorhaltungen der Richterin quittierten. Verroht die Jugend? Nein. Die messbare Realität ist eine andere: In den vergangenen zehn Jahren ist die Zahl von Gewaltdelikten zurückgegangen, an denen Jugendliche zwischen 14 und 17 Jahren beteiligt gewesen sein sollen. Und zwar deutlich: von 5424 Fällen im Jahr 2008 auf 3654 im Jahr 2017.
Und auch die gefühlte Realität steht dem Klischee von einer Jugend ohne Werte entgegen: Junge Frauen und Männer gehen – der EU sei Dank – oft schon im Schulalter ins Ausland, ihre Fremdsprachenkenntnisse mit 20 übertreffen meist bei Weitem das, was ihre Eltern beherrschen. Mobbing ist in der Schule ein Thema, das offen angesprochen wird – auch das ist etwas, was die Elterngeneration nicht kannte: Da waren viele Verhaltensweisen, die jetzt zu Recht geächtet sind, noch ein „Spaß“.
Gefühlt ist es eher die Generation 40 plus, die durch laute Handygespräche in aller Öffentlichkeit nervt, während junge Leute lieber WhatsApp-Nachrichten tippen. Und die klassischen Verkehrsrowdys hinterm Steuer, die einen erst bedrängen und dann den Stinkefinger zeigen, sind selten junge Semester.