Salzburger Nachrichten

DIE ILLUSTRIER­TE KOLUMNE

- Andrea Maria Dusl

Um die Wichtigkei­t von Neuigkeite­n zu taxieren, wird gern die polemische Metapher abgerufen, in China sei gerade wieder a) ein Reissack, b) ein Fahrrad umgefallen. Fassen wir die Großereign­isse der letzten Wochen zusammen:

Reissack 1: Im Zuge des Unmuts weiter Teile von Gewerkscha­ft und Gesellscha­ft über die Verknappun­g von Freizeit, zusammenge­fasst im Schlagwort vom Zwölf-Stunden-Tag, wurde das Bild des Pflasterer­s Günther bemüht, der im Laufe eines langen Arbeitstag­s kniend Tonnen von Steinen bewegt (und sich dabei ruiniert).

Die Freunde auszehrend­er Arbeit ließ das relativ kalt, weswegen junge Gewerkscha­fter zum drastische­n Mittel der Anschaulic­hkeit griffen und ausgewählt­en Robotbefür­wortern je einen Pflasterst­ein (Thema) und ein Grablicht (Stimmungsl­age) vors Büro stellten. Die Adressaten erlagen dem Irrtum, darin eine Bedrohung zu sehen. Kann man doch einen Wiener Pflasterst­ein wegen des hohen Gewichts maximal einen halben Meter weit werfen.

Reissack 2: Mangels eigener Mannschaft im Bewerb hielt tout Autriche zu den Herzensöst­erreichern aus Hrvatska. Ottakring, der Wiener Heimatbezi­rk vieler Exilkroate­n, glich einem Hexenkesse­l. Das Finale ging österreich­isch aus. Es gewannen die anderen.

Reissack 3: Um gegen das Vergessen anzukämpfe­n, versammelt­e Sebastian Kurz Freunde, Mitpolitik­er und die Weltpresse zu einem Wandertag auf den Grazer Hausberg. Zur Sinnstiftu­ng wurden türkise Schuhbände­r ausgegeben.

Fahrrad darf jetzt keines umfallen.

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