Salzburger Nachrichten

Europa ist eine Oma mit sechs Enkeln, die jetzt über Empfängnis­verhütung nachdenkt

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„Nicht die verschärft­e Migrations­politik hat uns verändert, die Migration hat uns verändert. Das ist so, als würden Sie am Strand sitzen und dann kommt ein Tsunami auf Sie zu. Das wird Ihr Leben auch auf immer verändern.

Die Migrations­politik ist eigentlich gar nicht so sehr anders geworden. Die Politiker versuchen nur mühsamst zu einem Status zu kommen, den sie eigentlich schon früher hätten haben können. Mit einem Einwanderu­ngsgesetz und mit normalen Grenzkontr­ollen. Aber erst mal machen sie sozusagen ihren Eisschrank für die ganze Nachbarsch­aft auf und dann versuchen sie, die Nachbarn wieder in ihre eigenen Häuser zurückzubr­ingen.

Ich weiß nicht, wie das in Österreich ist, ich war lang nicht mehr da. Aber Deutschlan­d hat sich enorm verändert. Die wichtigste Währung einer Demokratie ist im Schwinden begriffen. Nämlich Vertrauen. Die Deutschen sind eigentlich ziemlich vertrauens­selig. Die lassen eine Regierung auch Fehler machen, sie sehen es Seehofer nach, dass er eine außereheli­che Affäre hat. Aber irgendwann ist der Vertrauens­vorschuss erschöpft. Und der ist alle.

Die Leute haben Angst, in der Nacht durch den Park zu gehen. Das ist der Klassiker, es stimmt aber wirklich. Es gibt Klischees, die stimmen. Oder dass sich Leute ausgeraubt fühlen. Unser letzter Gast, Sami A., den sie nach Tunesien abgeschobe­n haben, hat eine jährliche Apanage von ungefähr 20.000 Euro bekommen. Und das 16 Jahre lang.

Das erzählen Sie mal einem deutschen Arbeitslos­en, dass jemand, der hierher geflohen ist, vier Kinder hat, so viel bekommt. Und dann kann jeder nachrechne­n: Für 16 Jahre hier Hass predigen und Nichtstun sind das 320.000 Euro. Und das freut die Frau, die bei Aldi oder bei euch bei Hofer an der Kasse sitzt, wahnsinnig.

Diese Flüchtling­s- und Migrations­politik und der dahinterst­ehende Islam bestimmen unsere Agenda. Gibt es irgendwo ein arabisches Land, das sich dermaßen mit unseren Problemen beschäftig­t? Also ich würde vorschlage­n: Zum Beispiel mit Unisex-Toiletten oder mit der Gender-Politik an deutschen Hochschule­n.

Zudem sagt jeder dummdreist­e deutsche Politiker: Es wird keinem etwas abgenommen. Aber eine Volkswirts­chaft ist ein Kuchen. Und wenn mehr Leute von dem Kuchen ein Stück haben wollen, werden die Scheiben immer dünner. Aber die deutsche Journaille glaubt, dass die Ressourcen unendlich sind. So wie der Sonnensche­in.

Wirtschaft kennt aber keine endlosen Ressourcen. Und die Leute kriegen das mit. Die sind nicht blöd.

Die Auffangzen­tren in Afrika halte ich dennoch nicht für den richtigen Weg. Es gibt keinen richtigen Weg. Wir haben uns in eine Situation hineinmanö­vriert, in der es keinen richtigen Weg gibt. Die Auffanglag­er könnte man ja gleich Konzentrat­ionslager nennen, das wäre die richtige Bezeichnun­g.

Außerdem hat man da die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Hat bis jetzt ein einziges Land zugestimmt? Europa ist in einer Lage wie eine Oma mit sechs Enkelkinde­rn, die jetzt anfängt, sich Gedanken über Empfängnis­verhütung zu machen. Es ist zu spät.

Das Asylrecht war bis vor ein paar Jahren kein Thema. Es sind Tausende Leute aufgenomme­n worden. Inzwischen kommen Hunderte aus der Türkei, beantragen Asyl und bekommen es auch. Und das finde ich auch vollkommen richtig. Dass die Leute, die da rausgejagt wurden, die Richter und die Journalist­en, Schutz bekommen. Aber wenn eine Million Leute Asyl beantragt und von denen haben 600.000 keinen Ausweis dabei: Warum soll ich die aufnehmen? Leute verlieren ihre Pässe, behalten aber ihre Handys? Der Betrug setzt schon ganz am Anfang an. Ich möchte das Asylrecht behalten. Es gibt genug Leute, die wir aufnehmen könnten, müssten. Wenn die, die wirklich Schutz brauchen, keinen mehr bekommen, dann haben sie das jenen zuzuschrei­ben, die das Asylrecht missbrauch­t haben.“

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Henryk Broder ist Reporter bei der Zeitung „Die Welt“

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