Zwei Leben Seit 51 Jahren führt Familie Aschbacher die Hagener Hütte – Wie es dem Hüttennachwuchs geht
„Die erste Frage: ,Gibt es Internet?‘“Hans Aschbacher, Hagener-Wirt „Ein harter Job, für den man leben muss.“Elisabeth König , Hüttenwirtin
Wer ein Interview mit Familie Aschbacher führen will, der muss vor allem eines: gehen. Wenn auch in der schönsten Form. Vorbei an süß duftenden Kohlröserln, tiefblauem Enzian und pfeifenden Murmeltieren erblickt man nach gut zwei Stunden am Mallnitzer Tauern die Hagener Hütte. Zwischen Salzburg und Kärnten, auf 2450 Metern Seehöhe gelegen, ist sie seit 51 Jahren während der Sommermonate das Zuhause der Familie Aschbacher. Seit jenem 13. Juli 1967, als Hans Aschbacher senior die Hütte übernahm. 2009 folgten ihm sein Sohn Hans junior und dessen Frau Sissy als Hüttenwirtspaar nach. Seit seinem dritten Lebensjahr hat der Mann mit dem Schnauzer und dem karierten Hemd, das sich an diesem Tag farblich an die Vorhänge in der Gaststube anpasst, jeden Sommer hier heroben verbracht. Auf der „Hagener“, wie die Hütte von Einheimischen liebevoll genannt wird.
Viel hat sich seither verändert. „Die ganzen Vorschriften, die man als Hüttenwirt erfüllen muss, sind ein Wahnsinn“, erzählt Hans. Denn wer Hüttenwirt in Österreich werden will, der muss unter anderem eine Kleinklärwärter-Anlagen-Ausbildung oder die Prüfung zum Brandschutzwart absolvieren. „Das Leben als Hüttenwirt hat nichts mit Bergromantik zu tun“, weiß auch Peter Kapelari, Leiter der Abteilung Hütten und Wege beim Österreichischen Alpenverein. Bei Besuchern sei es vor allem der Wunsch „nach mehr Privatsphäre“der laut werde. Weg vom Schlafplatz im Lager, hin zum Zwei-Betten-Zimmer. Doch nicht nur die Hütte hat sich verändert, sondern auch ihre Besucher. „Früher sind die Leute raufgegangen, um zusammenzusitzen, Musik zu machen. Heute kommen viele in die Hütte und die erste Frage ist: ,Gibt es hier Internet?‘“, erklärt Hütten-Urgestein Aschbacher. Wer die Sichtweise des Wirtnachwuchses kennenlernen will, der wandert über den Tauernhöhenweg Richtung Ankogel. Schroffer ist die Gegend hier. Am Ende erreicht man das Hannoverhaus auf 2565 Metern Seehöhe. Und seine Wirtsleute: Elisabeth und Christopher König. Die zwei gebürtigen Linzer haben ihre Heimatstadt vergangenes Jahr gegen ein Leben in den Bergen eingetauscht.
Warum? „Der Alltagstrott ist uns zu langweilig geworden und wir wollten etwas Neues ausprobieren“, erzählt Elisabeth. Wer an Blauäugigkeit oder Verklärtheit glaubt, der irrt sich. Den beiden sei bewusst gewesen, dass sie „ein harter Job erwartet, für den man leben muss“, sagt die 23-Jährige, die früher als medizinische Stationsassistentin in einem Krankenhaus tätig war. „Mein Lebensgefährte hat außerdem zehn Jahre in der Gastronomie gearbeitet“, erklärt Elisabeth. Genau genommen in Haubenlokalen. Ein harter Kontrast? „Wir kochen hier heroben alles frisch, aus dem Packerl kommt nix bei uns. Aber es ist natürlich ein Vorteil, dass die Gondel direkt neben unserer Hütte ist“, erzählt Elisabeth. Die Entscheidung für ein Leben auf der Hütte würden die Oberösterreicher sofort wieder treffen. Ebenso wie die Familie Aschbacher. Die nächste Generation steht auf der Hagener schon bereit. Die Söhne von Sissy und Hansi, Christoph und Daniel, packen kräftig mit an. Ob einer der beiden einmal in die Familienfußstapfen treten wird? „Das wäre wohl Daniel. Falls er die richtige Frau findet. Denn eine Frau, die nicht das G’spür für das Leben auf der Hütte hat, kannst du vergessen“, sagt Hansi.