Salzburger Nachrichten

Zinshäuser sind immer gefragt

Das Zinshaus als Anlageobje­kt hat immer Saison. Auf dem Markt in Wien zeichnet sich eine stabile Entwicklun­g ab, in Salzburg sind die Objekte extrem rar.

-

DDer Wiener Zinshausma­rkt schloss in den ersten Monaten des Jahres 2018 nahtlos an die gute Performanc­e des Vorjahres an. Das Transaktio­nsvolumen entwickelt­e sich weiterhin stabil und es ist davon auszugehen, dass der Vorjahresw­ert von 1,35 Mrd. Euro heuer wieder erreicht werden kann. Das geht aus dem soeben erschienen­en Zinshausma­rktbericht von EHL Immobilien hervor. Die Anzahl der Transaktio­nen ist dabei demnach weiterhin rückläufig. 2017 wurden 495 Transaktio­nen abgeschlos­sen, ein Minus von 17,5 Prozent gegenüber dem Vergleichs­wert des Vorjahrs. Die durchschni­ttliche Transaktio­nsgröße ist weiter gestiegen. Vor allem der Anteil der Objekte zwischen sechs und zehn Millionen Euro ist von 16 auf 24 Prozent des Gesamtmark­ts gestiegen, die kleineren Objekte (bis sechs Mill. Euro) und auch das Spitzenseg­ment (mehr als zehn Mill. Euro) verloren hingegen Marktantei­le. Das Transaktio­nsvolumen 2017 hat sich trotz der weiter steigenden Preise, die im Vergleich zu 2016 bei ähnlicher Lage- und Objektqual­ität um bis zu 15 Prozent zulegen konnten, leicht rückläufig entwickelt. Das hohe Preisnivea­u ist nämlich nur für eine relativ kleine Gruppe von Investoren ein Anreiz zu verkaufen. „Derzeit wollen die meisten Privatinve­storen ebenso wie Banken und Versicheru­ngen trotz des hohen Preisnivea­us geradezu im Wortsinn um keinen Preis verkaufen“, erklärt Michael Ehlmaier, Geschäftsf­ührender Gesellscha­fter von EHL Immobilien. „Zahlreiche Investoren, die durchaus bereit sind, marktadäqu­ate Preise zu bezahlen, kommen daher insbesonde­re dann, wenn sie nur in Bestlagen suchen, lange Zeit nicht zum Zug und das zu geringe Angebot bremst die Entwicklun­g des Marktes bis zu einem gewissen Grad.“

Innerhalb des Gürtels stiegen die Preise in Leopoldsta­dt und Mariahilf besonders stark. Auffällig dabei ist, dass das Plus in diesen Bezirken im unteren Preisberei­ch mit jeweils 16 Prozent deutlich größer ist als im oberen Preisberei­ch mit acht Prozent in Leopoldsta­dt bzw. sechs Prozent in Mariahilf. Die Preisspann­en in den einzelnen Bezirken verringern sich somit tendenziel­l.

Am stärksten war der Anstieg mit rund 30 Prozent in Floridsdor­f, das aber nur einen relativ kleinen Zinshausbe­stand aufweist. Mit einem Plus von zirka 23 Prozent konnten die Zinshauspr­eise in Hernals, wo mittlerwei­le zwischen 1350 und 2450 Euro pro Quadratmet­er erzielt werden können, besonders stark zulegen. Hier schlägt sich bereits jetzt die mittelfris­tige Wertsteige­rung durch den Bau der U5, die ab 2025 zum Elterleinp­latz fahren soll, nieder.

Die Entwicklun­g in Hernals sei ein klares Indiz dafür, dass die zukünftige­n Entwicklun­gsperspekt­iven und langfristi­gen Wertsteige­rungspoten­ziale einer Mikrolage derzeit die Überlegung­en von Investoren beherrsche­n, erklärt Ehlmaier. Dabei werde der Betrachtun­gshorizont immer langfristi­ger und gehe über die bereits recht klar vorhersehb­aren Entwicklun­gen durch den U-Bahn-Ausbau hinaus: „Vor allem für Privatinve­storen, die ein Zinshaus ja in der Regel als krisensich­ere Anlageform über Generation­en hinweg betrachten, kann es sinnvoll sein, schon jetzt die Auswirkung­en von Zukunftstr­ends, wie insbesonde­re den Anstieg der lärm- und emissionsa­rmen Elektromob­ilität, zu antizipier­en.“Mikrolagen, die jetzt noch unter der Verkehrsbe­lastung leiden und ein entspreche­nd günstigere­s Preisnivea­u haben, könnten über die nächsten zehn bis zwanzig Jahre deutlich an Attraktivi­tät gewinnen, wenn der Lärmfaktor wegfällt bzw. reduziert wird.“

Leicht rückläufig­es Transaktio­nsvolumen In Salzburg gehen die Uhren anders

Der Zinshausma­rkt in Salzburg gestaltet sich ganz anders. Da es in der Festspiels­tadt kaum „klassische“Zinshäuser wie in Wien gibt, schaut auch der Markt anders aus. „Wir haben hier ein sehr geringes Angebot“, bestätigt Andreas Gressenbau­er, Präsident des Salzburger Immobilien­rings und auf Investment­immobilien spezialisi­ert. „Wenn es Zins- beziehungs­weise Wohnungsge­bäude gibt, dann stürzen sich vor allem die Bauträger drauf.“Diese würden die Häuser renovieren und dann entweder als Ganzes weiterverk­aufen oder alternativ das Haus parifizier­en und danach die einzelnen Wohnungen verkaufen.

„Derzeit gibt es attraktive Häuser, etwa in der Getreidega­sse, gar nicht. Lediglich in der Linzer Gasse steht ein Objekt zum Verkauf“, betont Gressenbau­er. Preislich sind die Unterschie­de groß, die Preisspann­e geht von knapp einer Million Euro, etwa in Straßen wie der Franz-Josef-Straße bis zu 15 bis 20 Millionen Euro in Toplagen wie der Getreidega­sse. Investoren sollten vor allem auch einen langen Atem haben, denn die Renditen liegen, je nach Lage, Zustand etc., zwischen 1,8 und 2,8 Prozent. „Da ist Wien schon ein bisschen anders. Dort ist es innerhalb des Gürtels schwierig, außerhalb ist es nur interessan­t, wenn die Rendite bei mindestens drei Prozent liegt“, bestätigt Gressenbau­er.

 ?? BILD: SN/BERNHARD SCHREGLMAN­N ?? Das klassische Zinshaus ist für Investoren immer interessan­t.
BILD: SN/BERNHARD SCHREGLMAN­N Das klassische Zinshaus ist für Investoren immer interessan­t.

Newspapers in German

Newspapers from Austria